08. November 2023

Mitarbeitermotivation: Fünf Tipps für mehr Motivation

Mitarbeitermotivation

Fast alle Unternehmen haben Mitarbeitende, deren Motivation plötzlich aus scheinbar unerklärlichen Gründen abnimmt und die sich distanzieren. An Ihnen als Führungskraft ist es, das zu ändern. Wie Sie es machen? Mit diesen fünf Tipps eines erfahrenen Personalexperten.

Von: Christoph Meier  

Christoph Meier

Christoph Meier, erfahrener Personalentwicklungsexperte, ist seit 2008 Geschäftsführer und Inhaber der Outvision GmbH, eines der führenden Anbieter für Online-Assessments in der Deutschschweiz.

Stellen Sie sich den Geschäftsführer ei­nes aufstrebenden Unternehmens vor, nennen wir ihn Herr Hampe. Momentan hat es Herr Hampe mit seinem Unterneh­men alles andere als leicht. Und das trotz der enormen Verkaufszahlen. Grund für seinen Unmut sind ein paar seiner Ange­stellten, die sich immer unmotivierter zei­gen und sich kaum noch mit Leidenschaft in ihren Job reinhängen, so wie früher. Das Vertrauen ist belastet, und obwohl Herr Hampe scheinbar alles versucht, um mit seinen Mitarbeitenden zu reden und die Motivation zurückzuholen, ändert sich nichts.

Nicht einmal die spontane Lohnerhö­hung – und darüber hätten sich die Mitar­beitenden doch freuen müssen – hat nen­nenswert funktioniert. Für einen Moment war alles o. k., dann war wieder alles wie vorher. Immer mehr sieht Herr Hampe deshalb seine Ziele in Gefahr und malt sich das mit Abstand schlimmste Szena­rio aus. Nämlich, dass die Kunden etwas mitbekommen und sich von seinem Un­ternehmen abwenden.

Doch er hat keine Ideen mehr, was er tun könnte, um ein solches Szenario zu wenden. Um die Situation zu drehen und seine Leute wieder für das Unternehmen zu begeistern. Herr Hampe tappt im Dun­keln und braucht Hilfe von aussen. So kommen wir beide zusammen.

«Ich weiss nicht mehr, was ich noch tun soll»

Das ist das Résumé, welches Herr Hampe nach seinen Ausführungen zieht, wäh­rend ich kurz nachdenke und erkenne, was in seinem Unternehmen tatsäch­lich schiefläuft und woran er bis dato noch nicht einmal einen Gedanken ver­schwendet hat: Es hat mit Herrn Hampe selbst zu tun.

Denn durch den Stress der letzten Mo­nate hat sich Herr Hampe immer weiter von seinen Mitarbeitenden entfernt und vieles oberflächlich entschieden. Er hat manche mit schneller Hand befördert, andere nicht. Es lief super und die Zahlen stimmten. Doch ein Teil seines Teams sah das anders und entfernte sich ebenfalls. Seine Versuche, es nunmehr mit netten Gesten wieder anzuheizen, scheiterten, weil es dem Team auf mehr als nur diese Gesten ankommt.

So gebe ich Herrn Hampe eine Handvoll Tipps mit, um die Motivation seiner Mit­arbeitenden zu steigern.

Tipp 1: Die Mitarbeitenden besser kennenlernen

Wer Angestellte – die sowohl empfind­lichste als auch anspruchsvollste Ressour­ce eines Unternehmens – führen möchte, braucht ein Gespür für Menschen. Ohne dieses Gespür sind Sie in derselben Situ­ation wie Herr Hampe. Sie versuchen vie­les, was intuitiv korrekt erscheint, können die Erwartungen und Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden aber weder identifizie­ren noch erfüllen. Diese machen kurzen Prozess. Wenn sie sich distanzieren oder auch direkt das Unternehmen verlassen, dann oft aus dem Grund, dass sie sich nicht verstanden fühlen oder weil die Chemie mit dem Chef nicht stimmt.

Der Punkt ist, dass Sie als Führungskraft auf beide Ursachen recht einfach Einfluss nehmen können. Wenn Herr Hampe nicht mehr versucht, seine Leute mit kur­zen Motivationsreden und netten Gesten abzuspeisen, sondern sich mit ihnen aus­einandersetzt und sie wertschätzt, wird er etwas bewegen und sie motivieren können. Denn er weiss, wo er konkret anzusetzen hat.

Tipp 2: Keine falschen Beförderungen vornehmen

Die meisten Unternehmen befördern je­ne Mitarbeitenden, die in ihrer aktuellen Position durch hervorragende Leistungen auffallen. So auch das Unternehmen von Herrn Hampe. Doch sein vorschneller Schritt ist mit Vorsicht zu geniessen. Men­schen sind dann gut in ihrem Job, wenn sie Spass an ihm haben. Wenn sie sich um Bereiche kümmern, in denen sie sich vom Wesen her entfalten können und in denen sie sich wunderbar auskennen. Befördert zu werden, bedeutet immer, seine Komfortzone verlassen zu müssen. Die einen Menschen kommen damit her­vorragend klar, bei anderen wechselt die Freude nach kurzer Zeit zum Frust. Weil sie merken, dass es falsch war, ihre Kom­fortzone zu verlassen und in die nächst­höhere Ebene zu wechseln.

Herr Hampe hat einen seiner besten Sales-Leute vor Kurzem zum Teamleiter be­fördert. Er dachte sich, dass er die ausser­ordentlichen Leistungen des Verkäufers dadurch loben könnte. Und der Verkäufer nahm das Angebot freudestrahlend an. Dann aber wurde ihm klar, dass er nicht mehr verkauft, sondern ein Team zu füh­ren hat. Ihm wurde klar, dass das nichts für ihn ist.

Wenn Sie Ihre Mitarbeitenden befördern möchten, sprechen Sie ausführlich mit ih­nen darüber. Und – aufbauend auf dem ersten Tipp – lernen Sie sie besser kennen, um ihre wahren Potenziale aufzudecken und sie in Positionen zu befördern, an denen sie ebenso Freude wie an ihrer mo­mentanen haben.

Tipp 3: Ihre Mitarbeitenden zur Selbstreflexion anhalten

Nicht nur Sie müssen Ihre Mitarbeiten­den kennen, sondern Ihre Mitarbeiten­den müssen sich auch selbst kennen. Gehen Sie nicht davon aus, dass sich jeder selbst kennt und sich seiner Stär­ken sowie Schwächen bewusst ist. Vielen fällt es schwer, sich selber realistisch und kritisch zu betrachten und zu beurteilen. Deshalb müssen Sie Ihre Mitarbeitenden dazu anhalten, sich selber zu reflektieren und sich proaktiv wie auch effizient wei­terzuentwickeln. Sprechen Sie viel mit ih­nen und regen Sie sie stets zum Hinterfra­gen an. «Beobachten» Sie sie ausserdem, indem Sie Ziele vereinbaren und die Per­formance der einzelnen Personen mes­sen. Falsch ist, sich zurückzuziehen und erst bei Problemen zu reagieren. Denken Sie voraus und antizipieren Sie Probleme, ehe sie entstehen. Zudem wachsen Ihre Mitarbeitenden an sich selbst und wer­den effizienter in dem, was sie tun. Da­durch lösen sich manche Probleme von allein.

Tipp 4: Keine Problemlösung durch Lohnerhöhungen und Boni

Das «Ich zahle meinen Leuten einfach mehr Lohn und dann passt das»-Denken ist weit verbreitet. Aber es ist kein Pro­blemlöser, sondern wirkt eher wie ein Medikament: Man nimmt es ein, und die Symptome der Krankheit verschwinden oder werden gelindert. Trotzdem fühlt man sich schwach und nicht leistungs­fähig, denn die Ursache, der Grund für die Krankheit ist immer noch da. Mitt­lerweile existieren viele Studien, die ver­deutlichen, dass es Menschen im Job kaum auf den Lohn oder die Benefits ankommt, sondern vielmehr auf quali­tative Faktoren. Ganz besonders zählen die Führungskraft und die Entwicklungs­chancen.

Versuchen Sie als Chef also nicht, die Sor­gen Ihrer Mitarbeitenden – so wie Herr Hampe – einfach mit einem «Zückerli» in Form von mehr Lohn abzuspeisen, sondern widmen Sie sich den echten Problemen und führen Sie die Leute optimal. Um optimal führen zu können, müssen Sie stets präsent, aufmerksam und fit sein. Sie müssen für Ihre Posi­tion brennen, damit Ihre Leidenschaft auf die Mitarbeitenden überschwappt. Seien Sie bei ihnen, unterstützen Sie sie, seien Sie sich für nichts zu schade und haben Sie immer ein offenes Ohr. Auch in Stress situationen.

Tipp 5: Das Bauchgefühl durch Fakten von aussen erweitern

Sie sitzen vor einem Steuerpult mit vie­len Motivationsknöpfen. Und nun ist es Ihre Aufgabe, für all Ihre Leute den entsprechend korrekten Knopf zu drü­cken. Das hört sich leichter an, als es ist. Es ist anspruchsvoll, selbst mit den schon erwähnten Tipps. Die Erfahrun­gen zeigen, dass insbesondere starke Altersunterschiede zwischen den Mit­arbeitenden und der Führungskraft das Einfühlen in die jeweils andere Partei erschweren.

Deshalb lautet der letzte Tipp: Nehmen Sie gegenüber den entsprechenden Mit­arbeitenden eine vollkommen objektive Aussensicht ein, hören Sie auf Ihr Bauch­gefühl und holen Sie sich – wenn es unver­meidbar hakt – Perspektiven von aussen, bestenfalls von einem erfahrenen Perso­nalcoach, hinzu. Online-Assessments sind hier ein wesentliches Stichwort. Dabei handelt es sich um eignungsdiagnosti­sche Testverfahren zur Ermittlung berufs­relevanter Personenmerkmale. Spätes­tens durch Online-Assessments werden Sie den Durchblick erlangen, welchen Sie brauchen, um das Motivationsproblem zu lösen.

Und dabei ist eines sicher: Entweder sind am Ende alle zufrieden oder keiner ist es. Es herrscht immer eine Win-win- oder eine Loose-loose-Situation. Und so ne­gativ sich die zweite auch anhört, sie ist für Ihr Unternehmen ebenso positiv wie die erste.

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