11. Oktober 2022

Wirkungsvolle Argumentation: Die Klassifikation von Argumenten

Wirkungsvolle Argumentation

Aussagen werden besser verstanden, wenn sie kurz und präzise formuliert sind, anschaulich dargestellt werden und einer klaren Struktur folgen. Wenn eine Rede überzeugend sein soll, muss sie auf einer derart soliden Basis stehen. Die Argumentation, d.h. die Auswahl, die Anordnung und Handhabung aller Informationen, spielt die entscheidende Rolle, denn es fördert und unterstützt sehr das Verstehen, den Zuhörer nicht nur mit dem Ergebnis des eigenen Denkprozesses zu konfrontieren, sondern ihm schlüssig auch den Weg dahin aufzuzeigen.

Von: Margarete Maria Kuhn-Porwoll  

Margarete Maria Kuhn-Porwoll, M.A.

Sie arbeitet seit 2003 als systemischer und personzentrierter Coach mit Führungs- und Fachkräft en in den Bereichen Business- und Personal-Coaching sowie als Dozentin zu den Th emen Rhetorik, Kommunikation, Teamführung und Teamentwicklung. Ihre Seminare und Trainings leben vom dynamischen Wechsel zwischen fundierter Th eorie und anregender Praxis. Ausschlaggebend für ihren Stil ist vor allem ihre unbedingte Wertschätzung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihrer Seminare.

Die kleinste Argumentationseinheit besteht aus These und Begründung. Argumente über­zeugen, wenn sie für den Zuhörer in einem nachvollziehbaren Zusammenhang stehen und ihn ansprechen oder betroffen machen. Sie lassen sich nach zwei Gesichtspunkten klassifizieren in:

1. rationale (Sach-)Argumente:

  • logische Schlüsse (reihend oder kausal, deduktiv oder induktiv, dialektisch ange­ordnet)
  • Zahlen, Daten, Fakten, Studien, Forschungsergebnisse etc.

2. psychologische (Gefühls-)Argumente:

  • moralisch-ethische Ansprache und/oder Appell mittels allgemeingültiger Werte (z.B. Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Vernunft ) und/oder zielgruppenspezifischer Werte (z.B. Umweltbewusstsein, Autonomie, Integration, soziale Verantwortung) oder Aussagen angesehener Autoritäten
  • affektive Ansprache und/oder Appell mittels emotionaler Beispiele, pathetischer Vergleiche, gefühlsbetonender Erfahrungen, beeindruckender Schicksale, Heil (z.B. Glück, Zufriedenheit, Wohlstand) oder Unheil (z.B. Kriminalität, Armut, Klimaka­tastrophe) suggerierender (Zukunfts-)Szenarien

Wer glaubt, auf die sogenannten Gefühlsargumente verzichten zu können, unterliegt der irrigen Meinung, dass Entscheidungen ausschliesslich auf der Basis von Intellekt getrof­fen werden und auch getroffen werden können. Nach neurobiologischen Erkenntnissen sind Emotionen jedoch keine Störfaktoren für vernünftiges Denken und Handeln mehr, sondern unersetzliche Überlebenshilfen. In seinem emotionalen Erfahrungsgedächtnis speichert jeder Mensch pränatale und alle im Laufe seines Lebens erworbenen individu­ellen Erfahrungen in Form von Gefühlen und Körperempfi ndungen, und zwar nach der einfachen dualen Methode «gut» oder «schlecht». An dieses Gedächtnis ist ein Hinweissys­tem gekoppelt, das sich in bestimmten Lebenssituationen, gerade wenn Entscheidungen anstehen, über positive oder negative körperliche oder über positive oder negative seeli­sche Empfindungen bei jedem Menschen äussert. Diese sogenannten somatischen Marker steuern unser Vermeidungs- und unser Annäherungsverhalten, indem sie uns «Das ist gut für dich!» (z.B. über «ein Kribbeln im Bauch») oder «Das ist schlecht für dich!» (z.B. über «den Stein im Magen») signalisieren. Aktiv sind diese «Fingerzeige» bei allen Menschen, wir unterscheiden uns lediglich darin, ob wir sie überhaupt und wenn, wie wir sie wahr­nehmen. Es ist allerdings in mehrfacher Hinsicht sehr lohnenswert, die Eigenwahrneh­mung dahin gehend zu schulen, diese Signale zu erkennen und zu berücksichtigen:

  • Wer gute bewusste rationale Beurteilungen und gute unbewusste empfundene Bewer­tungen koordiniert, der trifft kluge Entscheidungen.
  • Wer in Übereinstimmung von Verstand und Gefühl seine Argumente vorbringt, tut dies mit äusserer und innerer Überzeugungskraft, weil solche Argumente von seinen Gefühlen und damit auch von seinem Körper und seiner unbewussten, nicht kontrol­lierbaren Körpersprache, insbesondere der Mimik, authentisch mitgetragen werden.
  • Wer es zudem versteht, mit diesen von ihm getragenen Argumenten das Wertesystem seiner Zuhörer gleichzeitig über «Kopf» und «Bauch» anzusprechen und diese in Ein­klang zu bringen, wird zu Recht als integer, glaubhaft und vertrauenswürdig wahrge­nommen und als tatsächlich «redlich» akzeptiert und bejaht.

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