16. Juli 2024

Teamkultur proaktiv gestalten: Stärker durch Teamgeist 4.0

Teamkultur proaktiv gestalten

Eine guter Teamgeist respektive eine gute Teamkultur ist die Grundlage für eine motivierende und effektive Zusammenarbeit. Was genau gehört zur Teamkultur, wie entsteht sie, und wie kann man die Teamkultur proaktiv verbessern?

Von: Andrea Rutishauser  

Andrea Rutishauser

Andrea Rutishauser ist Geschäftsführerin des Beratungs- und Weiterbildungsinstituts BWI, Coach von Führungskräften in Transformationsprozessen und Organisationsentwicklerin mit langjähriger Führungserfahrung in multinationalen Konzernen und KMU.

Oft wird betont, dass eine Veränderung der Unternehmenskultur notwendig ist, damit die Menschen in der Organisa­tion besser zusammenarbeiten. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff «Kultur»? Kultur ist kein starres Konzept, sondern ein dynamisches Ergebnis der Wechselwirkung von Unternehmensstra­tegie, Organisationsstruktur, Geschäfts­prozessen und dem vorherrschenden Ver­ständnis von Führung. Es existiert nicht «eine» Unternehmenskultur, sondern verschiedene Kulturen, welche die Zu­sammenarbeit beeinflussen und manch­mal herausfordernd gestalten. In Teams, als kleinste Einheiten in Organisationen, kann eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Teamkultur die Leistungs­qualität, die Arbeitszufriedenheit und die Zusammenarbeit erheblich verbessern. Ein gemeinsames Verständnis darüber, was für Arten von Kulturen in einem Team vorhanden sind, ist der erste Schritt dazu.

Gemeinsames Verständnis

Landeskultur: Menschen aus verschie­denen Ländern haben unterschiedliche Wertvorstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen. Dies beeinflusst die Art und Qualität der Kommunikation und Zu­sammenarbeit im Team. So können etwa unterschiedliche Auffassungen von Ver­trauen oder Termintreue zu Herausforde­rungen führen.

Berufskultur: Verschiedene Abteilun­gen haben unterschiedliche Umgangs­kulturen. Häufig ist die Identifikation mit dem eigenen Berufsfeld sehr stark ausge­prägt – oft stärker als die Verbundenheit mit den Werten der Organisation oder den Werten, die einem von Kindheit an ver­mittelt wurden. Es entstehen auch Identi­fikationen innerhalb von Teams, beispiels­weise in der Abschlussphase im Verkauf.

 dominiert der Faktor Dringlichkeit: Aus Sicht des Verkaufs muss unbedingt heute noch eine Lösung für den Kunden gefunden werden, sonst komme der Ver­trag nicht zustande. Insbesondere in Pro­jektteams, die aus einer Vielzahl von ver­schiedenen Fachleuten bestehen, kann es wichtig sein, sich mit den Berufskulturen der Teammitglieder vertraut zu machen.

Organisationskultur: Die sogenann­ten Espoused Values, also die von einer Organisation proklamierten Werte, kön­nen in multinationalen Unternehmen zu sehr unterschiedlichen Auslegungen führen. Begriffe etwa wie «Offenheit» oder «Vertrauen» werden in verschiede­nen nationalen Kulturen unterschiedlich interpretiert und gelebt. Daher sollten sie nicht ohne eine gründliche Auseinander­setzung mit den Mitarbeitenden einge­führt werden.

Persönlich: Zu diesen Faktoren gehören die soziale und gesellschaftliche Umge­bung, familiäre Einflüsse, das Alter, die Art und Qualität der Bildung sowie der starke Einfluss von Privilegien sowohl innerhalb einer Organisation als auch in der Kultur des Landes, in dem eine Person tätig ist. Die Mitarbeiterin oder der Mitar­beiter geniesst bestimmte Privilegien oder eben nicht. Der Austausch über unsere eigenen Privilegien und die der anderen Teammitglieder kann äusserst nützlich sein. Damit dies gelingt, ist es entschei­dend, dass das Team bereits eine gewisse Vertrautheit miteinander entwickelt hat und sich gut kennt. Dies ist besonders wichtig, da bei dieser Auseinanderset­zung möglicherweise heikle Themen zur Sprache kommen. Dennoch ist gerade diese Diskussion ein wertvolles Instru­ment, um das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und den Respekt füreinander fest zu verankern.

Die eigene Kollaborationskultur

Um eine teamübergreifende Kultur zu schaffen, die eine motivierte und effek­tive Zusammenarbeit ermöglicht, gilt es folgende Punkte umzusetzen:

Vom Beobachten zum Verstehen

Die meisten Menschen neigen dazu, aus Wahrnehmungen direkt Urteile über ein Verhalten anderer Menschen zu fällen. Hilfreicher ist es, innezuhalten und sich selbst zu fragen: Was nehme ich tatsäch­lich wahr? Was sehe und höre ich? Und im nächsten Schritt über das Geschehenzu reflektieren und sich zu fragen: Was denke ich, dass gerade passiert? An­schliessend gilt es, diese Interpretation mit dem Gegenüber zu verifizieren, um sicherzustellen, dass unsere Annahmen mit der Realität übereinstimmen. So kön­nen Konflikte gar nicht erst entstehen respektive Missverständnisse ausgeräumt werden.

Gemeinsamkeiten stärken

Durch das gezielte Entdecken der Ge­meinsamkeiten der Teammitglieder, auf denen Kollaboration aufgebaut werden kann, ohne dabei die Unterschiede auszu­ blenden, werden der Zusammenhalt und das Gefühl der Zugehörigkeit gestärkt. Dies fördert eine Zusammenarbeit, bei der Teammitglieder nicht nur miteinan­der, sondern auch füreinander arbeiten.

Startbedingungen angleichen

Anstelle von Gleichheit (Equality) geht es um die Sicherstellung von Gerechtigkeit (Equity) im Team beziehungsweise um den Ausgleich von Benachteiligung. Dies geschieht dadurch, dass jedem Teammit­glied die Möglichkeit gegeben wird, seine maximale Wirkungsfähigkeit im Team zu entfalten. Hierfür braucht die Führungs­person strukturelle Unterstützung in der Organisation etwa in Form von grund­sätzlichen Abmachungen, wie Inklusion und hilfreiche Bedingungen geschaffen werden können.

Fragen der Teamzusammenarbeit

  • Worauf fokussieren wir uns?
  • Wie kommunizieren wir miteinander?
  • Wie entscheiden wir?
  • Wie lernen wir miteinander und von­einander? 

Diese Themen sind sehr dynamisch und verändern sich mit neuen Anforderun­gen, neuen Teammitgliedern und sind daher immer wieder miteinander zu be­sprechen. Dieser Prozess kann anspruchs­voll sein, doch er gewährleistet, dass das Team auch in schwierigen Zeiten zusam­menhält und seine Ausrichtung beibe­hält.

Wichtig sind dabei auch Abmachungen zu den Gefässen – Arbeitssitzungen, Kollaborationsdialoge, kollegiale Aus­tausche, soziale Treffen –, die sich klar bezüglich Zweck und Inhalt voneinander unterscheiden. Diese Disziplin im Trennen der Teamgefässe hilft, sich im Gespräch miteinander auf ein Thema zu konzen­trieren und dieses konsequent zu bear­beiten.

Teamkultur festigen

Die Entwicklung einer eigenen Teamkul­tur ist ein kontinuierlicher Prozess, der ständige Weiterentwicklung erfordert und sich an neue Gegebenheiten anpas­sen muss. Gelingende Kollaboration im Team zu erreichen, ist eine sozial fordern­de und anspruchsvolle Arbeit. Wenn sie ernsthaft betrieben wird, macht sie nicht nur das Team insgesamt stärker, sondern auch jedes einzelne Teammitglied.

Um unsere Website laufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch die Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos