Auch wir haben auf der Suche nach der Definition von Resilienz vielseitige Interpretationen gefunden. Dies lässt die individuelle Darstellung dieses Schlagworts zu, und somit gibt es fast gleich viele Auslegungen, wie es Interpreten gibt. Dennoch versuchen wir im nachfolgenden Artikel eine allgemeingültige Definition zu erstellen.
«Resilienz» hängt zusammen mit dem lateinischen Wort «resiliere» und bedeutet zurückspringen, zusammen.
Daher wird «Resilienz» in der Werkstoffkunde für Stoffe verwendet, die die Fähigkeit haben, sich verformen zu lassen und dennoch in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Übertragen auf die menschliche Psyche kann dies daher so interpretiert werden, dass wir – ungeachtet der Stressfaktoren – immer wieder zum ursprünglichen gesunden Zustand zurückfinden (können). Oder andersrum ausgedrückt: Resiliente Menschen verlieren sich selbst nicht – auch dann nicht, wenn härteste Rückschläge sie treffen.
Dieser letzte Satz der Definition löst bei mir Fragezeichen, Verwirrung und manchmal sogar Irritation aus. Die Frage kommt auf – wie ist das bei mir? Welche Gefühle, Emotionen, Reaktionen etc. lösen Stresssituationen bei mir aus? Wie gehe ich mit Rückschlägen um, und inwiefern verändert das mein Wesen, mein Handeln, meine Einstellung? Dass man in Krisenmomenten reagiert ist normal – doch welche Reaktion ist resilient? Und wenn bis anhin meine Resilienzfähigkeit nicht so stark war – wie kann ich diese festigen?
Um diese Frage klären zu können, zerlegten wir die verschiedenen Erläuterungen. Dabei fiel auf, dass bei allen Definitionen immer wieder ein wesentlicher Begriff mit seiner vielseitigen Ausprägung auftauchte, und zwar Haltung.
Stimmt meine Haltung, dann bin ich in der Lage, Riffe, die sich auf meinem Weg zeigen, anzupacken, zu lösen und gestärkt daraus herauszutreten. Zudem ist Haltung ein wesentliches Gedankengut, das unser Menschenbild prägt.
Im Zusammenhang mit Resilienz werden nachfolgende Haltungsaspekte immer wieder aufgeführt und erläutert:
Sinnhaftigkeit
Ist einem das Ziel bewusst und die Orientierung klar, dann sind die wichtigsten Sinntreiber installiert. Dadurch, dass das Sinnempfinden auf bewussten und unbewussten Bewertungen basiert, wird es sehr individuell empfunden. Dennoch – ist man in seinem Tun seinem eigenen «Sinn» bewusst, dann verändert dies die eigene Denkhaltung entscheidend.
Chancen
Positive Grundhaltung lässt Herausforderungen bewusst und lebensbejahend angehen. Alles, was man auf seinem Lebensweg erleben darf, lässt einen wachsen und sich weiterentwickeln.
Dankbarkeit
Geht man achtsam durchs Leben und nimmt überall die schönen Dinge wahr, entwickelt man Dankbarkeit und Freude, was dazu führt, dass man seine Persönlichkeitsentfaltung bereichert.
Demut
Um eine charakterstarke Persönlichkeit zu werden, ist eine demütige Haltung seinem Mensch-Sein gegenüber essenziell. Sich selbst als ambivalentes Wessen wahrnehmen zu können, bedarf Selbstreflexion und das Lernen aus Fehlern.
Hingabe
Nur wenn man sich mit Hingabe seinen Aufgaben stellt, sind Glücksgefühle, Persönlichkeitsentfaltung und Sinnerfahrungen möglich. Diese sind nötig, um zu akzeptieren, was einem das Leben bringt, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen.
Tun
Ich habe die Wahl – ich entscheide über meine Persönlichkeitsentwicklungen, handle und verinnerliche. Ich bin frei in meiner Einstellung gegenüber allem, was mir widerfährt. Mit dem Bewusstsein kann ich der Opferrolle entfliehen und zum aktiven Gestaltenden werden.
Verantwortung
Ich bin mir bewusst, dass ich die volle Verantwortung über mein Denken, Fühlen, Wollen und Handeln trage.
Selbstwert
Man ist mehr als sein «Geworden-Sein» mit all seinen Genen und Determinierungen. Über sich hinauswachsen – primär dadurch, dass man für sich Sinnvolles fokussiert und sich dafür engagiert.
Betrachtet man die verschiedenen Facetten von Haltung sowie deren Erläuterungen, stellt man schnell fest – sie können nicht losgelöst betrachtet werden, sondern sind vielschichtig miteinander verbunden. Das eine braucht das andere, um vertieft, ausgeweitet und optimiert zu werden. Rückschläge auf dem Lebensweg wirken sich ebenfalls nicht nur in einem Teilbereich aus – nein, – sie tangieren die gesamte Palette. Und vor allem – als Individuum prägt man diese für sich selbst, denn sie fordern jeden von uns persönlich.