25. Juni 2021

Selbstmanagement: Manage Yourself, Before Others Do!

Nicht erst seit dem Corona-Homeoffice-Boom wird in der heutigen Arbeitswelt immer mehr auf Eigenverantwortung gesetzt. Was im ersten Moment verlockend klingt, bedeutet für viele, dass sie mit den damit verbundenen Herausforderungen alleine gelassen werden. Wie kann ich noch konsequenter und eigenständiger meine Ziele definieren und verfolgen? Aber auch: Wie kann ich andere dazu anleiten, mit der Eigenverantwortung besser klar zu kommen?

Von: Dan Wiener  

Dan Wiener

Kommunikationstrainer, Coach, Referent und Buchautor mit über 30 Jahre Bühnenerfahrung als Schauspieler und Musiker.

Eigenverantwortung ist die Basis eines erfolgreichen und erfüllten Lebens. In der Berufswelt wird sie heute selbstverständlich vorausgesetzt. Doch nicht alle sind der damit einhergehenden Freiheit gewachsen. Und wieviel kann wirklich selbst bestimmen? Gerade in einer Krisenzeit wie jetzt, sind die Einschränkungen und Vorgaben besonders gross.

Als Berater und Trainer arbeite ich mit Berufsleuten aller Alters- und Hierarchiestufen, von jungen Talenten bis zu erfahrenen Führungskräften. Somit kann ich neben meiner eigenen Erfahrung auch von den Erfahrungen von Vielen profitieren. Umgekehrt ist der Anspruch aber stets: Wie kann ich praktische Werkzeuge entwickeln, die direkt anwendbar sind?

In diesem Fall ist es eine intelligente Verbindung von sieben Massnahmen, die ich hier skizzieren will, und die Schritt für Schritt zu mehr selbstbestimmtem Handeln führen.

1. Qualität und Wirkung

Was möchte ich erreichen? Was motiviert mich? Was ist mir besonders wichtig? Diese grundsätzlichen Fragen stellen wir uns in unserem Berufsalltag viel zu selten. Weil die Anforderungen und Vorgaben anderer schon anspruchsvoll genug sind, fehlen dazu oft Zeit und Raum.

Es geht dabei um das Einbringen einer subjektiven Qualität. Das heisst, dass ich neben den Zielen, die mir gesetzt werden, um eine gefragte Leistung zu erbringen, auch Ziele definiere, die meiner persönlichen Entwicklung und meinem Wohlbefinden dienen. Es ist eine mehrfach belegte Tatsache, dass die objektive Leistung von positiven subjektiven Faktoren erheblich profitiert.

2. Zeit und Prioritäten

Zeitmanagement wird oft so verstanden, dass man versucht möglichst alles unter einen Hut zu bringen. Wenn aber schon meine bisherigen Ziele zu einer hohen Belastung führen, kann es ja mit den eben neu definierten subjektiven Zielen nur noch schlimmer werden?

Will ich die Eigenverantwortung stärken, sollte ich meine Prioritäten auf alles anwenden: Meine objektiven und subjektiven Ziele, aber auch mein Berufsleben und mein Privatleben. Das heisst, dass ich mir zum Beispiel in einem bestimmten Moment darüber im Klaren bin, ob mir meine Karriere oder meine sozialen Kontakte wichtiger sind.

Ich sollte meine Entscheide, wofür ich Zeit einsetze, auf keinen Fall dem Zufall überlassen oder einfach dort nachgeben, von wo der grösste Druck ausgeübt wird.

3. Fokus und Konzentration auf das Wesentliche

Sind die erwünschte Qualität definiert und die zugehörigen Prioritäten in einen Zeitplan gebracht, sollte die Umsetzung ohne Probleme möglich sein. Die Realität sieht aber anders aus. Wenn ich ein Übel herausstreichen müsste, das im modernen Arbeitsalltag besonders hervorsticht, ist es der Mangel an Konzentration.

Es gibt unzählige Ablenkungen, wir werden ständig und auf vielen Kanälen mit Informationen bombardiert, wir sollten agil sein und fähig zum Multitasking. Um damit umzugehen, muss man zwei Dinge lernen: Nein-Sagen und Ja-Sagen. Das klingt jetzt simpel, aber das ist die Grundlage für mentales Training.

Kurz gesagt heisst das, dass ich alle meine positiven Kräfte auf eine Sache aufs Mal konzentriere und somit mich in eine Sache vertiefen kann.

4. Kreativität und Lösungen

Früher oder später sind bei einem konsequenten Ja- und Nein-Sagen Konflikte vorprogrammiert. In der Praxis läuft nicht alles so rund. Um hier Lösungen zu finden, ist Kreativität gefragt. Kreativität ist in der Lage Lösungen der dritten Art zu finden. Wenn ich im Extremfall zum Beispiel vor der Entscheidung stehe, etwas zu tun, was ich nicht will, oder den Job oder einen Kunden zu verlieren, kann Kreativität helfen, eine Lösung zu finden, bei der keines der beiden negativen Ereignisse eintreten muss.

Das Problem dabei ist, dass Kreativität unter Druck nicht funktioniert. Das heisst, ich muss mir die Freiräume schaffen, den Kopf freihalten, mich auch hier fokussieren und dann loslegen. Die Positive daran ist, dass ich im Kreativmodus viel schneller denken kann als im «normalen» logischen Modus. Kreativität will gelernt sein, und es gibt auch hier Techniken, die helfen.

5. Entscheid und Auswahl

Um die Eigenverantwortung zu stärken, sollte ich dann die wesentlichen Entscheide selbst vorbereiten und herbeiführen. Natürlich geht das nur, wenn ich den richtigen Zeitpunkt erwische: Wie bei einem Apfel, der nicht zu früh, aber auch nicht zu spät geerntet werden sollte.

Bin ich in der Lage Entscheide bewusst vorzubereiten, sie mit Logik, Intuition und sogar Instinkten zu prüfen, dann heisst es am Schluss nur noch loszulegen. Im Schwimmbad gibt es nach dem Absprung vom Sprungbrett keinen Weg zurück. Ganz ähnlich ist es mit einem Entscheid. Mit einem Unterscheid: Vom Sprungbrett geht es nur noch abwärts, bei einem Entscheid vorwärts.

6. Nachhaltige Veränderung

Mit dem Entscheid beginnt die Veränderung. Im Grunde genommen sollten wir glücklich sein, wenn wir überhaupt eine Auswahl haben und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Doch es ist typisch, dass wir immer Gründe finden, warum die Veränderung jetzt grad noch nicht angegangen werden sollte.

Es braucht also Überwindung, üben, und sogar so unpopuläre Qualitäten wie Disziplin, um unsere Eigenverantwortung durch eine nachhaltige Veränderung zu stärken. Der Lohn ist unspektakulär: Wenn eine Veränderung gelungen ist, erinnern wir uns nämlich kaum daran, dass es einmal anders gewesen war.

7. Körper und Geist im Gleichgewicht

Während die ersten sechs Punkte eine sinnvolle Reihenfolge darstellen, ist der siebte Punkt allem übergeordnet: In jedem Moment sollte ich darauf achten, Körper und Geist im Gleichgewicht zu halten. Das sollte nicht dazu führen, dass ich erstarre oder abhebe. Auch einmal seine physischen und psychischen Grenzen auszuprobieren ist genauso wichtig, wie regelmässig zu trainieren, oder auch die Musse zu pflegen, Konzerte, Museen oder Theater zu besuchen.

Wesentlich ist aber vor allem, dass alle erwähnten Punkte mit einbezogen werden. Der Aufwand dazu ist nicht gering. Hier konnten die einzelnen Schritte nur grob skizziert werden. Der Einsatz für Eigenverantwortung lohnt sich aber mehrfach: Im besseren Resultat der momentanen Tätigkeit, aber auch in den neuen und langfristigen persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten, die sich dadurch eröffnen.

Quelle: Manage Yourself, Before Others Do! Ein Handbuch zum selbstbestimmten Handeln von Dan Wiener

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