15. Juli 2024

Lebenslanges Lernen: Eine Schlüsselkompetenz für die Zukunft

Lebenslanges Lernen

Bereits heute arbeiten wir selten noch in dem Bereich, in dem wir einst eine Grundausbildung genossen. Wir bilden uns weiter, passen uns den Ansprüchen der Arbeitswelt 4.0 und unseren persönlichen Interessen an. Lebenslanges Lernen ist das Stichwort der Stunde und die Grundlage einer erfolgreichen Zukunft. Denn Weiterbildungen kommen allen zugute: dem Individuum, der Organisation — und auch der Gesellschaft.

Von: Sonja Kupferschmid Boxler, Pascal Dimitri Ruchti  

Sonja Kupferschmid Boxler

Sonja Kupferschmid Boxler ist beim Coachingzentrum Olten – das seit mehr als 20 Jahren als das Kompetenzzentrum für Coaching, betriebl. Mentoring, Supervision und Resilienztraining gilt – in der Geschäftsführung tätig und hat sich beim Auf- und Ausbau des Weiterbildungsangebotes vertieft mit dem Resilienzkonzept auseinandergesetzt. Als Arbeits- und Organisationspsychologin und Klinische Psychologin verfügt sie über ein wissenschaftlich fundiertes Know-how im Bereich der Psychologie. Ihr Praxisbezug gründet ausserdem in ihrer täglichen Arbeit als Coach, Trainerin und Psychotherapeutin.

Pascal Dimitri Ruchti

Pascal Dimitri Ruchti ist beim Coachingzentrum Olten als Mitarbeiter Produkteentwicklung tätig. Als BSc. Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie verfügt er über ein breites Grundlagewissen in den Bereichen New Work, betriebliches Mentoring, Resilienz und Supervision.

Wissen und Kompetenzen sind ei­nem permanenten Wandel un­terworfen: Bestehendes Wissen geht verloren oder verliert seinen Wert, neue Fähigkeiten sind gefragt. Entwicklungen wie die Digitalisierung und die VUCA­Welt beschleunigen diesen Prozess. Um mit der Zeit zu gehen, ist lebenslanges Lernen ein Muss. Diese Aufgabe ist nicht nur den Individuen aufgetragen, sondern auch den Organisationen. Denn diese müssen dem Wunsch nach fortlaufender Weiterentwicklung und dem zunehmen­den Wissens- und Weiterbildungsdurst Busse tun und ermöglichen, dass sich Arbeitskräfte einem fortlaufenden Lern­prozess verschrieben haben.

Wissen und Bildung gehören zu den wichtigsten Ressourcen der Schweiz

Bereits heute zeichnet sich ein ge wisser «Berufswandel» ab. In der Schweiz nah­men im Jahr 2022 rund 20% der Er­werbstätigen an einer Weiterbildung teil. Damit liegt die Schweiz bei der Weiter­bildungsbeteiligung an der Spitze der OECD-Länder, wo der Durchschnitt bei 10% liegt (OECD, 2023). Je höher das Bildungsniveau, desto höher ist auch die Weiterbildungsbeteiligung. Personen mit einem Tertiärabschluss nehmen doppelt so häufig an einer Weiterbildung teil wie Personen mit einem Abschluss auf Sekun­darstufe II, wobei es keine geschlechts­spezifischen Unterschiede gibt (Bundes­amt für Statistik, 2023).

Weiterbildungen sind wichtig für das Employer Branding

Auch beim Employer Branding zählen Wei­terbildungsmöglichkeiten zu den wichtigs­ten Faktoren, um potenzielle Fachkräfte für das Unternehmen zu gewinnen. 2021 nah­men 49% der Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren in der Schweiz an mindestens einer beruflich orientierten Weiterbil­dung teil. Dabei wurden 93% von ihrem Arbeitgeber in Form von Arbeitszeit oder finanziell unterstützt. Das Ausmass der Unterstützung hängt hauptsächlich von beruflichen Faktoren wie Beschäftigungs­grad, Dienstalter oder Betriebsgrös se ab (Bundesamt für Statistik, 2024).

Anpassungsfähigkeit ist lernbar

Die Zeiten, in denen man einst ein Hand­werk erlernt hat, dieses jahrelang ausübt, um irgendwann eine qualifizierte Spezial­kraft zu werden, sind vorüber. Die heutige VUCA­Welt fordert neu denkende, agile und anpassungsfähige Arbeitskräfte, welche sich durch Lernfreudigkeit aus­zeichnen und sich weiterentwickeln wol­len. Wie jede berufliche Fähigkeit ist auch die Fähigkeit zur Anpassung erlernbar. Es gilt, mit der rasanten Arbeitswelt 4.0 und deren technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Menschen, die bereit sind, sich agil den Gegebenheiten anzu­passen und diese mittels Weiterbildungen für sich nutzen zu können, sind besser ge­rüstet, um sich den kommenden Heraus­forderungen resilient stellen zu können.

Lebenslanges Lernen ist ebenso lernbar, und zwar in erster Linie für Organisatio­nen, Institutionen, Staaten und Nationen. Es geht dabei darum, Lernen als Lebens­prozess zu sehen und mittels Chancen­gleichheit und Bildungsangeboten zu fördern. Die Schweiz beispielsweise er­möglicht mit der Subjektfinanzierung eine finanzielle Unterstützung und för­dert so das Weiterlernen von Personen. 

Beruflicher Erfolg durch kontinuierliche Weiterbildung

Der stetige Wandel lässt es nicht mehr zu, sich auf ein Aufgabengebiet einzuschies­sen, vielmehr sind Allround-Fähigkeiten und Kreativität gefragt, denn so ungewiss die Zukunft auch ist, so sicher ist ebenso, dass darin einiges anders laufen wird als bisher. Wer sich im beruflichen Kontext stetig weiterentwickelt, hat nicht nur er­höhte Chancen, eine gewünschte Stelle zu finden, sondern auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, diese mit Bravour zu füllen. Die Bereitschaft, Neues zu lernen, ist bereits heute unerlässlich und dürfte in Zukunft einer der wichtigsten Schlüs­sel zum beruflichen Erfolg sein. Denn lebenslanges Lernen heisst lebenslange Beschäftigungsfähigkeit.

New Learning – Personalentwicklung in der digitalisierten Arbeitswelt

Um lebenslanges Lernen am Arbeitsplatz zu gewährleisten, braucht es hauptsäch­lich vier Schlüsselelemente: Selbststän­digkeit, Reflexionsfähigkeit, ein Netzwerk und neue, individualisierte Lernmetho­den (Winkler & Fink 2022). Durch diese vier Eckpunkte soll das bedürfnisorien­tierte Lernen ermöglicht und kultiviert werden. Doch eine solche Haltung kann sich nur entwickeln, wenn das Umfeld, also beispielsweise der Betrieb, die nöti­ge Lernkultur nach dem Ansatz von New Learning etabliert.

Lernkultur als Grundlage

Um die obigen Schlüsselelemente im Ar­beitsleben einzubringen, braucht es in ei­ner Organisation eine griffige Lernkultur. Hierfür spielen vor allem Führungskräfte eine entscheidende Rolle, denn mit dem richtigen Mindset müssen diese selbst­ständiges und eigenverantwortliches Ler­nen etablieren. Denn wer das Gefühl hat, sich nicht informieren oder weiterbilden oder über Gelerntes austauschen zu dür­fen, wird auch nicht eigenverantwortlich lernen. Deshalb ist die gelebte Kultur, un­ter anderem auch eine agile Haltung der Führungsperson sowie eine gesunde Feh­lerkultur und damit die psychologische Sicherheit die Grundlage einer lernfreu­digen Organisation mit motivierten und somit gesunden Arbeitskräften.

Bildung in allen Lebensphasen – auch im Alter

Doch auch Personen über 65 Jahre neh­men vermehrt an Weiterbildungsangebo­ten teil. Hier hat sich die Zahl der Inter­essierten zwischen 2012 und 2023 fast vervierfacht. Bildung ist eine wichtige Ressource für die Lebensqualität im Alter. Bildung und Lernen in allen Lebenspha­sen werden nicht zuletzt aufgrund der Anforderungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft sowie des Wunsches nach Förderung und Auf­rechterhaltung der Gesundheit für ein selbstbestimmtes Leben immer wichtiger (Seifert et al., 2023).

Ein Leben lang lernen

Auch abseits der Arbeitswelt hat das lebenslange Lernen unzählige Vorteile. Darunter zum Beispiel die positive Eigen­schaft, dass Menschen, welche sich ste­tig neue Fähigkeiten aneignen und dafür Lernprozesse durchlaufen, grundsätzlich weniger Demenzerkrankungen oder de­pressive Verstimmungen haben. Wer sich ein Leben lang mit neuen Dingen ausein­andersetzt, bleibt agil in den Denkstruk­turen und kann sich schneller und bes­ser an neue Gegebenheiten anpassen. Lebenslanges Lernen ist gewissermassen eine Lebenseinstellung, eine Haltung, die über alle Lebensabschnitte und Lebens­bereiche hinweg gelebt wird.

 

Literatur

Bundesamt für Statistik. (2024, 23. Januar). Arbeitgeberunterstützte Weiterbildung | Medienmitteilung | Bundesamt für Statistik. www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/medienmitteilungen.assetdetail. 29765674.html 

Bundesamt für Statistik (2023). Weiterbildungsteilnahme. bfs.admin. www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bildung­wissenschaft/ bildungsindikatoren/indicators/weiterbildungsteilnahme.html OECD (2023). Bildung auf einen Blick 2023: OECD-Indikatoren. wbv Publikation. www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2023/ 20230912­oecd­vergleichstudie­2023.pdf?__blob=publicationFile&v=1 Seifert, A., Martin, M., Lanarés, J., Schärer, H.­R. & Knüsel, P. (2023). Schweizer Bildungsbericht 65+ 2023. U3 – Schweizerischer Verband der Seniorinnen­ und Seniorenuniversitäten & VSV – Verband der Schweizerischen Volkshochschulen. www.uni­3.ch/images/pdf/ U3­Befragung_Bericht_2023/U3_VHS_Bericht_23_Deutsch.pdf Winkler, K. & Fink, J. (2022): Personalentwicklung in der digitalisierten Arbeitswelt – Das individuelle, lebenslange Lernen im Mittelpunkt. In: A. Cloots (Hrsg.), Hybride Arbeitsgestaltung. (1. Auflage, S. 61–85). Springer. https://doi.org/10.1007/978­3­658­36774­9_4 

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