05. Januar 2024

Leadership im Wandel: Führung als Grundlage erfolgreicher Veränderung

Leadership im Wandel

Wie kaum ein anderes «Handwerk» hat sich Führung in den letzten Jahren gewandelt. Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, denen Führung sich heute stellen darf, sind komplexer denn je. Die Herausforderung liegt nun darin, dass Führung eine gute Grundlage für erfolgreiche Veränderung(en) schafft.

Von: Christian A. Herbst, Abdullah Redzepi  

Christian A. Herbst

Christian A. Herbst

Christian A. Herbst ist Geschäftsführer der Parrtner AG und begleitet seit über 20 Jahren Füh-rungskräfte und Organisa-tionen bei Veränderungs-prozessen. Die Parrtner AG ist ein Unternehmen der People + Culture Group und schafft als Spar-ringspartner Perspektiven zu Führungsfragen.

Abdullah Redzepi

Abdullah Redzepi

Abdullah Redzepi ist CEO der People + Culture Group und begleitet Organisationen und Führungskräfte bei Entwicklungs-und Veränderungsprozessen. Die People + Culture Group vereint Unternehmen, die mit gezieltem Fokus auf den Menschen Organisationen über den gesamten Employee Lifecycle begleiten.

Warum sich Führung verändert

Die Zusammenhänge heute in der Gänze zu durchschauen, zu verstehen und ziel­führend zu interpretieren, grenzt nicht selten an einen schier unmöglichen Akt im Führungsalltag. Kaum ist VUCA halb­wegs angekommen (obwohl seit den 90er-Jahren davon die Rede ist), soll es bereits durch BANI abgelöst werden. BANI, ein Akronym, das unsere noch komplexere Gegenwart umschreibt. Ja, die Welt – und auch die Arbeitswelt – wird zusehends brüchiger, ängstlicher, nichtlinearer und teils unbegreiflicher – also brittle, anxious, nonlinear, incomprehensible – kurz BANI.

Wir reden über eine Gegenwart, in der von Führungskräften gefordert wird, noch flexibler, anpassungsfähiger, lernbereiter und interdisziplinärer zu denken und zu handeln. Es gilt, sich selbst, Teams und das Unternehmen auf noch komplexere und unsichere Umgebungen einzustellen sowie effektiv und zielführend in Richtung eines nachhaltigen Erfolgs zu führen.

Unternehmen brauchen heute Führungs­kräfte, die bereit sind, Veränderungen schnell zu antizipieren, sich den unvor­hersehbaren Herausforderungen und Chancen zu stellen und Entscheidungen zu fällen. Altbewährte Führungsansätze und -instrumente, allen voran «predict and control», funktionieren nicht mehr. Führung braucht eine veränderte Haltung und adäquates Führungsverhalten, um in einer Welt, in der man mehr und mehr «auf Sicht» fahren muss, immer noch steuern zu können.

Gute Führung nimmt sich Zeit, genau hinzuschauen

Unsere Gesellschaft ist geprägt von Akti­vismus: Es muss immer «etwas gehen». Insbesondere Führungskräfte sind darin geschult, viele Dinge gleichzeitig voran­zutreiben und zu bewegen, denn schliess­lich gilt: Zeit ist Geld. Das ist im Grunde nicht falsch, und wir alle verstehen, dass Effizienz und Gewinnorientierung in Un­ternehmen notwendig sind. Doch gene­rell in turbulenten Zeiten und gerade jetzt ist es nicht zielführend, nur irgendwie «weiterzumachen». Eine alte Weisheit besagt: «Wer es eilig hat, soll langsam gehen.»

Für diejenigen, die Verantwortung tra­gen, ist in hektischen und komplexen Zeiten die Versuchung gross, auf jeden «Zug» aufzuspringen, um zu zeigen, dass sie etwas tun. Stattdessen ist es jetzt wichtig, genau hinzuschauen, vor-und nachzudenken, um herauszufinden, was gerade passiert und was es braucht. Sorgfältig abwägen, welche Weichen neu gestellt werden müssen und wel­che nicht – das ist es, was Führung im Blick und im Griff haben sollte. Pausieren und eine Auszeit nehmen scheint vielen nicht effizient, und man scheut die Fol­gen. Mittel- und langfristig ist das genaue Hinschauen elementar. Es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen und sich auf das zu konzentrieren, was bereits gut funktioniert und beibehalten werden kann. Gerade wenn man Veränderungs­prozesse aufgleist, ist es hilfreich, explizit das zu benennen, was gut ist und nicht verändert wird. So begegnet man den Ängsten, dass jetzt «alles» anders sein wird und «nichts», was bisher gemacht wurde, richtig und gut war. Wertzu­schätzen, was eine Organisation dahin gebracht hat, wo sie jetzt steht, ist ein wichtiger Bestandteil von erfolgreichen Veränderungsbestrebungen. Zu bewah­ren, was ein Unternehmen erfolgreich macht und Wettbewerbsvorteile bietet, ist nicht verkehrt und sollte ohne gute Gründe nicht aufgegeben werden. Ande­renfalls läuft man Gefahr, dass Verände­rungen zu einer Seitwärtsbewegung und nicht zu nachhaltigem Wachstum und Weiterentwicklung führen.

Führung beginnt mit Selbstführung

Gute Führung beginnt immer mit dem Blick nach innen. Menschen, die andere führen, brauchen ein tiefes Verständnis der eigenen, inneren Prozesse. Eine Füh­rungskraft muss erst mal für sich selbst die «grossen Fragen» beantworten können:

  • Wer bin ich?
  • Warum bin ich auf dieser Welt und ganz spezifisch in diesem Unterneh­men und in dieser Rolle?
  • Was ist mir wichtig?
  • Was ist mein innerer Kompass?
  • Was motiviert mich?
  • Wo will ich hin?
  • Wie reagiere ich, wenn ich unter Druck gerate?
  • Wie tanke ich auf?

Wenn Führungskräfte diese – und ähnli­che – Fragen beantworten können, sind sie eine verlässliche Stütze, wenn vieles ins Wanken gerät. Wer sich selbst als Persönlichkeit kennt und weiss, wie man in bestimmten Situationen reagiert und agiert, kann sich selbst, andere und ganze Organisationen wirkungsvoll und Erfolg versprechend in die Zukunft führen.

Faktoren erfolgreicher Veränderung

Wir alle dürfen uns darauf einstellen, dass permanente und immer schnellere Verän­derung der Normalzustand ist. Eine Füh­rungskraft ist aufgefordert, in unsiche­rem Terrain erfolgreich zu navigieren und nachhaltiges Wachstum für das Unter­nehmen zu gewährleisten. Hierzu gibt es Faktoren, auf die man sich konzentrieren kann, um so das Unternehmen optimal für dieses neue «Normal» aufzustellen.

Einer der zentralen Faktoren ist die Fä­higkeit, auf komplexe Fragestellungen fundiert zu antworten – «einfache» Ant­worten sind zwar häufig erwünscht, aber nicht immer sind sie zielführend. Sich die Zeit zu nehmen, um in Ruhe passgenaue Ansätze zu wählen, ist eminent wichtig. Die hohe Kunst der Führung liegt darin, nachhaltige Lösungen auf komplexe Pro­blemstellungen zu erarbeiten und diese so zu kommunizieren und zu implemen­tieren, dass sie verständlich und umsetz­bar sind.

Ein weiterer Faktor zum erfolgreichen Steuern in Veränderung besteht darin, Führungskräfte und Mitarbeitende zu mehr Selbstverantwortung zu ermutigen. Das Stichwort ist «empowering». Jeder und jede Einzelne darf lernen, grösst­mögliche Verantwortung zu überneh­men. Weite Wege und lange dauernde Entscheidungsprozesse sind nicht mehr funktional in einer agilen Welt. Dort, wo das Know-how, die Erfahrung und die notwendigen Informationen sind, sollen die Entscheide getroffen werden. Füh­rungskräften kommt verstärkt eine un­terstützende und verbindende Rolle zu.

Eine zeitgemässe Unternehmenskultur etablieren

In Zeiten grosser Herausforderungen wie VUCA und BANI ist ein Umdenken, eine Stärkung und – in den meisten Fällen – eine Anpassung der Unternehmens-und Führungskultur unerlässlich. Es ist wichtiger denn je, das Gute auf- und auszubauen und eine nachhaltige, posi­tive Veränderungskultur zu fördern. Ein zeitgemässes Führungskonzept, das dies zu leisten vermag, ist Positive Leadership. Es beschreibt, wie eine stärkenorientierte Unternehmenskultur gelebt wird. Es wurden konkret fünf Faktoren evidenz-basiert identifiziert und wissenschaftlich nachgewiesen, welche dazu dienen, Füh­rungskräfte und Mitarbeitende gerade in äusserlich unsicheren Konstellationen aussergewöhnliche Ergebnisse erzielen zu lassen. 

Die fünf Faktoren sind im Ak­ronym PERMA zusammengefasst: Durch das Fördern von positiven Emotionen (P = Positive Emotions), individuellem Engagement (E = Engagement), tragfä­higen Beziehungen (R = Relationships), das Vermitteln von Sinn (M = Meaning) in der Arbeit und das Sichtbarmachen von Erfolgen (A = Accomplishment) können Führungskräfte gezielt und nachhaltig Wirkung entfalten. Es lohnt sich, dieses Führungsmodell genauer kennenzuler­nen und zu prüfen, wie es in der eigenen, aktuellen Situation Anwendung finden kann.

Denn klar ist heute schon: es braucht nicht weniger, sondern mehr Führung. Eine Führung, die nah bei den Mitarbei­tenden ist, sich kontinuierlich mit Ver­änderungen auseinandersetzt, Verände­rungen positiv gegenübersteht und sie willkommen heisst.

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