25. April 2022

Sandwich-Führungskraft: Wenn der Druck von allen Seiten kommt

Sandwich-Führungskraft

Die Führungskraft im Sandwich befindet sich mittendrin. Druck kommt von oben und von unten. Oben sitzt das Top-Management, das für die strategischen und konzeptionellen Entscheidungen zuständig ist. Von unten «drücken» die Mitarbeiter, die für die Umsetzung verantwortlich sind. Dazwischen steht die Führungskraft im Sandwich, die sich um den geordneten Transfer von oben nach unten und umgekehrt kümmern muss.

Von: Matthias K. Hettl  

Matthias K. Hettl

Der studierte Volks- und Betriebswirt war nach Studium und Doktorandenzeit erst Assistent der Geschäftsführung und danach in versch. Managementpositionen mit Führungs- und Budgetverantwortung tätig. Er ist seit 1995 Geschäftsführer des Management Institutes Hettl Consult in Rohr bei Nürnberg. Als Coach, Trainer und Managementberater ist er vorwiegend für Vorstände, Geschäftsführungen und Führungskräfte tätig. Seine Schwerpunkte umfassen die Themen Leadership Skills und Managementkompetenzen.

Die Führungskraft im Sandwich fragt sich, wie sie ihren Mitarbeitenden die neue Unternehmens­strategie erklären soll, wenn diese selber nicht voll und ganz dahinterstehen, und wie sie dem Geschäftsführer die Nachricht überbringt, dass es aufgrund von krankheitsbedingten Ausfällen zu Verzögerungen bei einem wichtigen Projekt kommt. Von oben macht der Chef Druck, von unten verweigern die Mitarbeiter ihre Gefolgschaft und Ihre Kollegen geben freundliche Ratschläge, wie das Dilemma zu lösen ist. Eine interessante Gemengelage.

Sie werden mit vielen verschiedenen Erwartungen konfrontiert, tragen selber Verantwortung und sind anderen gegenüber verantwortlich. Sie setzen selbst Ziele, müssen aber auch die übergeordnete Zielvorgabe berücksichtigen. Sie treffen Entscheidungen, dennoch bleibt Ihr Handlungsspielraum eingeschränkt.

Neben den beschriebenen Erwartungen an Sie geht es auch um den Abgleich Ihrer eigenen Erwar­tungen an die jeweilige Ebene, nämlich was Sie selber denken, was die anderen von Ihnen erwarten. Die Herausforderung in Ihrer Position ist, dass alle Erwartungen haben und verlangen, vor allem gegenüber ihrer Anspruchsgruppe besonders loyal zu sein.

Andererseits ist es auch so, dass alle etwas von Ihnen möchten und Sie sozusagen in den Mittel­punkt stellen. Ihre Sicht und Ihre Expertise sind gefragt und Sie nehmen dadurch direkt und indirekt Einfluss. Das erscheint im ersten Moment anstrengend, aber es ergeben sich auch neue Chancen. So können Sie dadurch mögliche Freiräume nutzen. Sie müssen sich diese Freiräume nur erarbeiten und mit Ihrer Rolle als Führungskraft im Sandwich ausfüllen.

Um die Risiken, die Ihre Führungs-Sandwich-Rolle mit sich bringt, zu vermeiden, müssen Sie selbst die Initiative ergreifen. Sonst werden Sie sich im Netz der unterschiedlichen Erwartungen, Aufgaben, Zielvorstellungen und Verantwortlichkeiten verheddern. Das heisst konkret, Sie müssen sich selbst führen, Ihre Mitarbeiter führen und Ihren Chef führen bzw. lenken.

Ihre Chance liegt also darin, wie Sie Ihren Einfluss nutzen und Ihre Rolle wahrnehmen. Gerade zu wissen, was die vielfältigen Erwartungen und Anforderungen an Sie sind, ohne diesen notwendi­gerweise immer 1:1 zu entsprechen, schafft eine gewisse Flexibilität und Freiheit. Es wird Ihnen nie gelingen, Risiken ganz auszuschliessen und Chancen optimal zu wahren. Ihre Führungsposition im Sandwich gleicht einer Vermittlerrolle und eröffnet Ihnen damit Handlungsräume. Diese gilt es zu erkennen und geschickt zu nutzen.

Es ergibt sich eine Reihe von Chancen und Risiken als Führungskraft im Sandwich. Als Chance lässt sich die Möglichkeit beschreiben, eigene Spielräume zu definieren bzw. zu erweitern und inhalt­lichen Einfluss in der Abarbeitung zu haben. Zudem ist es möglich, dass Sie Aufgaben in eigener Verantwortung wahrnehmen, Ziele setzen, Mitarbeiter weiterentwickeln und Aufgaben delegieren. Ausserdem empfehlen Sie sich bei einer guten Leistung als Führungskraft im Sandwich auch für höhere Führungsaufgaben. Jede Führungskraft war in der Regel ursprünglich einmal in einer Sand­wich-Position und hat sich dort bewähren müssen.

Als Risiken ergeben sich mögliche Fremdbestimmung der Ziele und Aufgaben, insbesondere durch die Arbeitsweise des Vorgesetzten. Hier kann sich eine Überforderung durch die Belastung von oben und von unten einstellen. Leider ist hier oft eine Verstrickung im Kompetenzgeflecht zwischen Abteilungen und Projekten möglich. Schliesslich können Erfolge auf das Konto des Vorgesetzten und Misserfolge auf Ihr eigenes Konto gehen.

Das Phänomen des Drucks werden Sie dennoch nie ganz vermeiden können. Vorgaben und ein vertretbares Mass an Fremdbestimmung gehören in Führungspositionen einfach dazu. Sie sollten daher erkennen, in welchen Bereichen Sie Einfluss nehmen können und Ihre Gestaltungsmöglichkeit nutzen. Wichtig ist, dass Ihnen nur dann mehr Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit zuge­standen wird, wenn Ihre Ideen und Ihr Handeln bei der Umsetzung auch zu konkreten Ergebnissen führen.

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