27. April 2022

Resilienz im Business: Umgang mit Herausforderungen

Resilienz im Business

In der Arbeitswelt zeigt sich die Stärke der Widerstandskraft der Arbeitenden, Teams oder Unternehmen häufig erst im Ernstfall. Der Stressor, bezogen auf die Einzelperson, kann privat erfolgen (z.B. Krankheit oder Verlust einer Bezugspersonen), oder aber sich im Arbeitskontext ereignen (z.B. Konflikte mit Vorgesetzen oder Kollegen, Überforderungssituationen).

Von: Sonja Kupferschmid Boxler  

Sonja Kupferschmid Boxler

Sonja Kupferschmid Boxler ist beim Coachingzentrum Olten – das seit mehr als 20 Jahren als das Kompetenzzentrum für Coaching, betriebl. Mentoring, Supervision und Resilienztraining gilt – in der Geschäftsführung tätig und hat sich beim Auf- und Ausbau des Weiterbildungsangebotes vertieft mit dem Resilienzkonzept auseinandergesetzt. Als Arbeits- und Organisationspsychologin und Klinische Psychologin verfügt sie über ein wissenschaftlich fundiertes Know-how im Bereich der Psychologie. Ihr Praxisbezug gründet ausserdem in ihrer täglichen Arbeit als Coach, Trainerin und Psychotherapeutin.

Durch die Globalisierung und den Strukturwandel in Richtung wissensintensiver Dienstleistungen steigen in vielen Organisationen und Unternehmen der Zeitdruck, die Komplexität der Arbeit und die Verantwortung der Arbeitenden zunehmend. Das Tempo des sozioökonomischen Wandels ist schneller geworden und Sicherheit sowie Berechenbarkeit der Markt- und Arbeitsverhältnisse haben dadurch deutlich abgenommen. Dies führt in vielen Fällen zur Intensivierung der Arbeit (Ulich & Wülser, 2008).

Arbeitende sind zunehmend akuten sowie auch andauernden Stressoren ausgesetzt. Zum Beispiel müssen mehr als die Hälfte der 160 Millionen arbeitenden Menschen in der EU auf einem sehr hohen Tempo arbeiten (56%) und haben zu knappe Fristen (60%) in mindestens einem Viertel ihrer Arbeits­zeit. Ein Drittel hat zudem keinen Einfluss auf den Auftrag und 40% berichten über monotones Arbeiten (WHO, 2005, S. 61). In der Schweiz wird Stress vor allem durch Zeitdruck, unklare Anwei­sungen, soziale Diskriminierung und das Erledigen von Arbeitsaufgaben in der Freizeit verursacht. Lange Arbeitstage und emotionale Anforderungen sind weitere stressauslösende Faktoren (Grebner, Berlowitz, Alvarado & Cassina, 2011, S. 9).

Laut Reimann ist der Umgang mit arbeitsbezogenen Stressoren eine der grössten Herausforderungen der Zukunft (Reimann, 2013). Die OECD weist auf den Zusammenhang von Arbeit und psychischer Krankheit hin und spricht sich für eine zukünftige Verbesserung der Erwerbsmöglichkeiten aus, um lange krankheitsbedingte Absenzen und Invalidität aufgrund psychischer Störungen zu vermeiden (OECD, 2014, S. 3).

Risikofaktoren im Business

In der arbeitspsychologischen Forschung wurden «Risikofaktoren» in der Arbeitswelt identifiziert. Es wird vorzugsweise von Belastungsfaktoren gesprochen.

Die folgende Übersicht zeigt eine Zusammenfassung arbeitsbedingter, psychosozialer und organisation-bedingter Risikofaktoren (Grebner et al., 2011, S. 8–10; Michie & Wiliams, 2003; WHO, 2005, S. 61):

Arbeitsbedingungen

  • häufige Unterbrechungen
  • Zeitdruck, Termindruck, knappe Fristen
  • lange Arbeitszeiten, Arbeitsüberlastung
  • unklare Anweisungen, unklare Rollenverteilung
  • Erledigen von Arbeitsaufgaben in der Freizeit
  • emotionale Anforderungen
  • hohes Tempo
  • keinen Einfluss auf den Auftrag , Fehlen von Kontrolle und Mitentscheidung
  • monotones Arbeiten
  • Effort-Reward Imbalance

Psychosoziale Faktoren

  • soziale Konflikte
  • soziale Diskriminierung
  • körperliche Belästigung
  • Mobbing, Schikanieren, Drohungen, Beleidigungen
  • erniedrigendes Verhalten
  • Benachteiligung aufgrund des Alters
  • emotionale Dissonanz

Praxistipp: Analysieren Sie Ihre Umwelt auf die dargestellen Risikofaktoren. Wie sind diese bei Ihnen aus­geprägt und wie lassen sich diese allenfalls minimieren?

Schutzfaktoren im Business

In der Arbeitswelt gibt es Schutzfaktoren, welche einen besseren Umgang mit Herausforderungen ermöglichen. Es wird dabei vorzugsweise von Entlastungsfaktoren gesprochen, welche die Wahr­scheinlichkeit einer Stressreaktion senken, und somit das Befinden der Person positiv beeinflussen, sodass es weniger zu psychosomatischen Beschwerden und zur Krankheitsentwicklung kommt (Grebner et al., 2011, S. 8).

In der Schweizer Stress-Studie (Grebner et al., 2011) und einer Meta-Analyse von Michie und Wiliams (2003) über die Reduktion arbeitsbezogener psychischer Krankheiten und Absenzen wurden folgende Faktoren, die zur Entlastung beitragen, identifiziert:

Arbeitsbedingungen

  • Zeitspielraum, Pause machen nach Bedarf
  • Handlungsspielraum
  • Einfluss auf Entscheidung
  • Reihenfolge der Aufgaben aussuchen/ändern,
  • Vorgehensweise aussuchen/ändern
  • Arbeitstempo und Rhythmus aussuchen/ändern

Psychosoziale Faktoren

  • hohe Entscheidungsmitsprache
  • hohe Unterstützung und Feedback von Vorgesetzten
  • gute Kommunikation
  • Unterstützung durch Kollegen
  • Problemlösung

Praxistipp: Analysieren Sie Ihre Umwelt auf die dargestellen Schutzfaktoren. Wie sind diese bei Ihnen ausgeprägt und wie lassen sich diese allenfalls maximieren?

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