01. März 2022

Mitarbeitergespräch: Drei zentrale Grundprinzipien

Mitarbeitergespräch

Insbesondere das Mitarbeitergespräch ist das zentrale und eines der wichtigsten Instrumente für Führungskräfte in der Personalführung. Es bietet viele Möglichkeiten, die Zusammenarbeit konstruktiv zu beeinflussen. Aber es gibt auch eine Reihe von Risiken bei der Durchführung.

Von: Matthias K. Hettl  

Matthias K. Hettl

Der studierte Volks- und Betriebswirt war nach Studium und Doktorandenzeit erst Assistent der Geschäftsführung und danach in versch. Managementpositionen mit Führungs- und Budgetverantwortung tätig. Er ist seit 1995 Geschäftsführer des Management Institutes Hettl Consult in Rohr bei Nürnberg. Als Coach, Trainer und Managementberater ist er vorwiegend für Vorstände, Geschäftsführungen und Führungskräfte tätig. Seine Schwerpunkte umfassen die Themen Leadership Skills und Managementkompetenzen.

Lassen Sie uns im Folgenden jeweils die drei zentralen Grundprinzipien bei der Mitarbeitergesprächsführung ge­genüberstellen, die Sie für einen grund­sätzlich positiven Gesprächsverlauf immer berücksichtigen müssen. Diese spiegeln eine Grundhaltung für konst­ruktive Mitarbeitergespräche wider.

Prinzip 1: Konzentrieren Sie sich auf das Problem, die Streitfrage, insbeson­dere auf das Verhalten und nicht auf die Person.

Das bedeutet, dass Sie nie die Person als solche in irgendeiner Weise kritisieren dürfen. Die Person, Ihr Gegenüber ist tabu. Das heisst, die Person als solche ist immer okay. Schon von Geburt an, ist die Person, so wie diese ist und damit okay. Das besagt auch die Transaktions­analyse von Eric Berne als Grundannah­me. Das erscheint im ersten Moment als ziemlich banal. Allerdings ist die Umset­zung dieser simplen Grundannahme alles andere als einfach. Denn gerade im alltäglichen Verhalten kann es an­spruchsvoll sein, diese Haltung durch­gehend beizubehalten.

Im deutschen Grundgesetzt steht in Ar­tikel 1: «Die Würde des Menschen ist unantastbar.» Das bedeutet für Sie im Mitarbeitergespräch, dass die Person nicht zu kritisieren ist. Was Sie hinge­gen kritisieren können, ist das Verhal­ten. Das ist zwar eine kleine und feine Unterscheidung, diese macht aber in der täglichen Anwendung einen gros­sen Unterschied.

Wenn Ihr Mitarbeiter sagt: «Sie haben ja was gegen mich», dann erwidern Sie: «Ganz und gar nicht, ich schätze Sie als meinen Mitarbeiter. Worin ich ein Problem habe, ist Ihr Verhalten, das Sie gestern als Reaktion auf die Kundenbe­schwerde gezeigt haben.» Damit gren­zen Sie Person von Verhalten deutlich ab. Das Entscheidende ist, Verhalten kann verändert werden. Die Trennung von Person (z.B. Charakter) und Sache (z.B. Verhalten) empfiehlt auch Daniel Goleman in seinem Buch «Emotionale Intelligenz», indem er sagt: «Wenn Sie Ihren Mitarbeiter kritisieren, z.B. weil er sich mehrfach verspätet hat, sollten Sie die Handlungsweise kritisieren, nicht ei­nen Charakterzug.»

Prinzip 2: Erhalten Sie ein grundlegen­des Selbstvertrauen, ein elementares Selbstwertgefühl Ihres Mitarbeiters auf­recht.

In der Psychologie wird das Selbstwert­gefühl oder werden die vielfach da­für synonym verwandten Begriffe wie Selbstvertrauen, Selbstsicherheit oder Selbstbewusstsein als emotionale Ein­schätzung des eigenen Werts verstan­den. Es handelt sich dabei um einen subjektiven Wert, den man sich selber und seiner Person zuschreibt (Stangl, W., 2020). Stichwort: «Selbstwertge­fühl». Online-Lexikon für Psycholo­gie und Pädagogik. (2020-12-27).

Das heisst für Sie als Führungskraft, dass Sie in Ihrer Rückmeldung an Ih­ren Mitarbeiter grundsätzlich eine posi­tive Haltung des Gelingens einnehmen. Positiv eingestellt zu sein und das berühmte «Glas halb voll, als halb leer zu sehen», hilft Ihrem Gegenüber und stärkt sein Selbstvertrauen.

Eher den Schwerpunkt auf positive Rückmeldungen bzw. positive Aspekte zu legen spornt an und bestätigt. Auch wenn Ihr Mitarbeiter noch nicht dort ist, wo er sein sollte. Carol Dweck, Harvard Professorin, beschreibt dies sehr tref­fend in ihrem Konzept des «The Power of not yet». Hinter dem «not yet» ver­birgt sich eine wichtige Erkenntnis, die einen interessanten Umgang mit Feh­lern oder mit dem Scheitern beschreibt.

Es geht dabei weniger darum, ob wir Fehler machen oder nicht, denn das passiert unweigerlich. Denn «wer viel macht, macht viel verkehrt»! Es geht vielmehr darum, wie Sie diese Fehler oder das Scheitern beurteilen. Diese Beurteilung hängt vor allem von Ihrer Sichtweise und Ihrer Einstellung ab. Sind Sie der Meinung, dass Ihre Fähig­keiten allein auf Intelligenz oder Talent zurückzuführen und zum grössten Teil angeboren sind, so bewerten Sie Fehler als «schicksalhaft» festgelegt, die Sie nicht ändern können.

Glauben Sie jedoch, dass Ihre Leistun­gen auf Anstrengungen und Lernprozesse zurückzuführen sind, so bekommen Fehler eine ganz andere Bedeutung. Sie erscheinen als unvermeidbare Ereignis­se, die in Ihrem Lernprozess passieren, auf dem Weg zum Ziel. Es handelt sich dabei um eine Lernerfahrung nach der Devise: «Entweder ich schaffe es oder ich lerne dazu.»

Dweck unterscheidet daher Menschen mit einem «fixed mindset», die glauben, dass sie bereits alles wissen und sich nicht nennenswert weiterentwickeln können, von Menschen mit einem «growth mindset», die also der Über­zeugung sind, dass es immer etwas zu lernen gibt, und die sich immer weiter­entwickeln möchten: «Nur wer von sich weiss, dass er aus Fehlern lernt, fürch­tet das Scheitern nicht!», so Dweck.

Diese Haltung ist auch für Sie wich­tig, um das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen Ihrer Mitarbeiter auf­rechtzuerhalten. Konzentrieren Sie sich auf positiven Aspekte in Ihrem Feed­back, bestärken Sie, sagen Sie, was schon gelungen ist. Bringen Sie das in Ihrem Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter zum Ausdruck.

Sagen Sie beispielsweise: «Frau Meier, Sie haben bisher im Projekt Matterhorn hervorragende Arbeit geleistet. Konkret bei der Projektüberwachung und Koor­dination. Diese hat sehr gut funktioniert, und die Projektmitglieder waren sehr motiviert bei der Umsetzung. Vielen Dank. Daher gehe ich davon aus, dass Sie sich in das neue Projekt schnell einarbeiten werden.» Das stärkt das Selbstvertrauen und das Selbstwertge­fühl Ihres Mitarbeiters und damit auch seine Motivation.

Prinzip 3: Erhalten Sie konstruktive Be­ziehungen zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter aufrecht.

Sprechen Sie immer auf Augenhöhe mit Ihrem Mitarbeiter. Gute Mitarbei­terführung setzt diese Grundhaltung voraus, denn Führung heisst Kommu­nikation auf Augenhöhe. Vertrauen zum Mitarbeiter haben und diesem in wert­schätzender Art begegnen, das ist die Basis für eine gute Beziehungsebene zwischen Ihnen und Ihrem Mitarbeiter. Gegenseitige Akzeptanz und Wertschät­zung spiegeln sich dann in der Art und Weise der Kommunikation und des Um­gangs wider.

Die Entwicklung eines «sozialen Ge­spürs» setzt voraus, dass Sie als Füh­rungskraft ein echtes Interesse an dem Menschen «hinter Ihrem Mitarbeiter» haben. Und dies mit all seinen Eigenar­ten, Motiven, Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen an seine gesamte Persön­lichkeit.

Denn gerade in emotional angespannten oder belastenden Situationen reagieren Ihre Mitarbeiter sehr unterschiedlich. Versuchen Sie dies entsprechend zu berücksichtigen und begegnen Sie Ih­rem Mitarbeiter grundsätzlich wohlwol­lend.

Je besser Sie als Führungskraft Ihren Mitarbeiter kennen, desto eher sie das wahrnehmen kann, desto eher weiss sie, welche Äusserungen den Mitar­beiter aufbauen und welche ihn noch mehr belasten. Je aufmerksamer eine Führungskraft ist, desto eher wird sie ihr Verhalten an die Stimmung des Ge­genübers anpassen können.

Sagen Sie beispielsweise: «Herr Müller, wir müssen uns nächste Woche zu­sammensetzen, um die Verbesserung der Qualitätskontrolle in Abteilung A zu besprechen. Machen Sie sich bitte doch einmal ein paar erste Gedanken, was Ihnen dazu einfällt. Können Sie mir diese bis nächsten Montag mitteilen. Vielen Dank.»

Um unsere Website laufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch die Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos