Unsere Kultur ist keine «Lob-Kultur». Untersuchungen zeigen, dass rund die Hälfte aller Beschäftigten selten oder nie Lob von ihrer Führungskraft erhalten. In manchen Firmen gibt es nur ritualisierte Anlässe für Lob: die Weihnachtsfeier, das Firmenjubiläum oder der Pensionantritt. Diese Rituale sind zwar wichtig; dennoch wirken ein spontanes «Danke für die Präsentation in der Projektsitzung» oder die Rückmeldung «Ihr Bericht war klar und übersichtlich» oft nachhaltiger als eine gute Beurteilung im Mitarbeitergespräch.
«Nichts aktiviert die Motivationssysteme so sehr wie der Wunsch, von anderen gesehen zu werden, die Aussicht auf soziale Anerkennung, das Erleben positiver Zuwendung.» Joachim Bauer
Wenn Sie es mit dem deutschen Sprichwort «Nicht geschimpft ist genug gelobt» halten, sollten Sie umdenken. Denn Wertschätzung, Lob und Anerkennung gehören zu den wichtigsten Faktoren für das psychische und körperliche Wohlbefinden. Zudem können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von ihren Vorgesetzten öfters gelobt werden, besser mit Kritik umgehen.
PRAXISTIPP: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, Feedback zu geben – negatives wie positives. So hat die andere Person die Möglichkeit, ihr Verhalten entsprechend zu verändern und sich zu entwickeln.
So loben Sie richtig
- Seien Sie aufrichtig und loben Sie nur, wenn Grund dafür besteht.
- Präzisieren Sie Ihr Lob. So merkt der Mitarbeiter, dass Sie sich mit ihm auseinandergesetzt haben.
- Loben Sie nicht «mechanistisch», sondern in unregelmässigen Zeitabständen und in unterschiedlichen Situationen. So vermeiden Sie, dass sich Ihr Lob abnutzt.
- Loben Sie nicht nur das Resultat, sondern auch Arbeit und Einsatz.
- Loben Sie keine Selbstverständlichkeiten. Dies suggeriert, dass Sie tiefe Ansprüche haben.
- Loben Sie aussergewöhnliche Leistungen auch öffentlich.
- Loben Sie zeitnah. Je spontaner, desto besser.
Genauso wie beim Lob gibt es auch bei der Kritik Regeln. Nur wenn die Mitarbeitenden Ihr Feedback als fair und konstruktiv empfinden, wenn es zeitnah und konkret ist, kann es seine Wirkung entfalten.
PRAXISTIPP: Wenn Sie unsicher sind, in welchem Verhältnis Sie loben und kritisieren sollten, halten Sie sich an die Faustregel 5:1: fünfmal loben, einmal kritisieren.