06. Februar 2019

Leadership 2019 im Wandel: „Schnell, schneller, am schnellsten“?

Am WEKA Leadership Forum 2019 im Technopark Zürich stand das Thema „Arbeitswelt der Zukunft“ und die dabei entstehenden Herausforderungen für Führungskräfte bezüglich ihrer Wandlungsfähigkeit im Fokus des Interesses. Unternehmen müssen sich anpassen, um zukunftsfähig zu sein. Und die Reaktionszeiten für Anpassung und Umsetzung verkürzen sich exponentiell. Anpassungsbereitschaft ist zwar meist vorhanden. Aber: Jeder Transformationsprozess ist immer zugleich auch eine unternehmenskulturelle Herausforderung.

7 konkrete Schritte für mehr Qualität im Arbeitsalltag

Erfolgs-Autorin und Businesscoach Anne M. Schüller nimmt jeweils kein Blatt vor den  Mund: Sie sagt ohne Umschweife, dass ein Unternehmen für den Erfolg zeitnah sieben Schritte umsetzen muss, damit man bereit ist für die Arbeitswelt 4.0: Diese sieben Umsetzungen beinhalten auch eine Veränderung der Einstellung von Führungspersonen zu den Themen Organisation (Agilisierung von Organigrammen), Workflow (Entscheidungswege überdenken, Bürokratie eindämmen) oder auch der Potenzialentfaltung (Schwarmintelligenz nutzen, Reverse Mentoring einführen).

Die sieben Schritte, welche Anne M. Schüller den Unternehmen empfiehlt wären:

1. Agilisieren Sie Ihr Organigramm.

2. Reduzieren Sie Bürokratie um 50%.

3. Nutzen Sie die Weisheit der Vielen.

4. Wagen Sie Reverse Mentoring.

5. Überdenken und ändern Sie Entscheidungswege.

6. Meetingstrukturen ändern kann Effizienz erhöhen.

7. Machen Sie Disrupt-Me-Workshops

Bei Letzterem geht es darum, dass sich Unternehmen gezielt in hypothetischem Rahmen mit disruptiven Ideen, Innovationen und Geschäftsmodellen angreifen lassen, um im Idealfall agieren zu können, bevor dies von anderen Akteuren auf dem Markt geschieht. Ziel ist es, bisherige etablierte Geschäftsmodelle oder Bereiche zu ersetzen, erneuern oder zu verändern. Interessiert hörten die Teilnehmenden aber auch beim Thema Entscheidungswege und Organigramm zu. Hier propagierte Anne M. Schüller eine unbedingte „Agilisierung“ der Organigramme: Das Motto heisst „Purpose statt Leitbild“! „Die meisten Organigramme sind steif und engen die Menschen in ihrer Potenzialentfaltung ein. Sie definieren zwar Prozesse, aber die Durchlässigkeit und Vernetzung der diversen Abteilungen wird verhindert. Mein Ansatz ist: Macht Organigramme, wo die Ziele und die so genannte Purpose, der Grund für die zu erledigende Task, sichtbar wird.“ Anne M. Schüller spricht hierbei konkret auch die so genannte „Orbit Organisation“ an – ein Unternehmensmodell für die digitale Zukunft, zu welchem Anne M. Schüller ein in Fachkreisen viel beachtetes Werk geschrieben hat. Als Organisationsinnovation propagiert die Orbit Organisation  den Übergang von einer aus der Zeit gefallenen pyramidalen zu einer zukunftsweisenden zirkulären Unternehmensorganisation. In neun Schritten zeigt es den Weg von einer auf Effizienz getrimmten veralteten Arbeitswelt zu einer lebendigen Innovationskultur, die sich adaptiv, antizipativ und agil auf die Erfordernisse der neuen Zeit einstellen kann. Kundenzentrierung spielt dabei eine herausragende Rolle. Sie wird zur Nummer eins der künftigen Unternehmensaufgaben. Denn wer durchstarten will, braucht nicht nur neue Führungskonzepte. Er muss sich auch radikal auf die Seite des Kunden stellen.

NEW WORK und die Zukunft der Arbeit

Mit der voranschreitenden Transformation der Arbeitswelten ändern sich auch die Anforderungen an Führungskräfte. Die alten Denkmuster sind passé und man wird sich nicht nur in Digitalisierung weiterbilden, sondern situativ verschiedene Rollen in der Führung einnehmen. Mit diesen Themen befasst sich Frank Eilers intensiv. Der Fachmann und Keynote Speaker zu Zukunftsthemen, Digitalisierung und New Work machte die Teilnehmenden am Leadership Forum auf jene Veränderungen aufmerksam, die sie in der so genannten „VUKA Welt“ erwartet: In der „VUKA Welt“ drängen Führungsfachleute drängen auf den Arbeitsmarkt, die Mitarbeitende zur Selbstreflexion befähigen, beziehungsförderndes Verhalten, Empathie und selbstbestimmtes Arbeiten ermöglichen und die natürlich die Fähigkeit zur Anpassung der Strategie an die digitale Transformation haben. «VUKA » steht für die Wörter volatil, unsicher, komplex und agil. So wird die Arbeitswelt der Zukunft gesehen. Auch die «VOPA-Welt» (vernetzt, offen, partizipativ, agil) ist aktuell. In diesen neuen «Welten» ist wirksame und gute Führung eine anspruchsvolle Herausforderung. Komplexität und Dynamik bestimmen die Führung im digitalen Wandel, aber es ist immer der Mensch, um den es geht. Je instabiler die VUKA-Welt oder die VOPA-Welt ist, umso stärker wird der Wunsch der Mitarbeiter nach Orientierung. Die Folge ist, dass man den Mitarbeitenden Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten geboten werden muss. Im Klartext: Plattformen werden geschaffen, wo Einzelpersonen und Teams auch ausserhalb des eigenen Bereichs zusammenarbeiten und neue Netzwerke aufbauen können.

Für alle, die sich im Zuge des Digitalisierungswahns mit Prozessoptimierungen beschäftigen wollen, hatte Frank Eilers in seinem mit viel Witz vorgetragenen Auftritt noch einen Tipp parat in Form eines Zitates von Thorsten Dirks:

"Wenn man einen Scheissprozess digitalisiert, dann bekommt man einen scheiss digitalen Prozess".

Emotionen verbinden: der Upstalsboom Weg

Für einen emotionalen und inspirierenden Auftritt sorgte Marie Koch. Wie sprach über  den Sinn unseres unternehmerischen Handelns. Über Know-how und Know-why? Über den Mut für grosse Veränderungen und wo bleibt der Mensch dabei bleibt. Mit diesem Ansatz arbeiten die „Upstalsboomer/innen“. Marie Koch ist eine von ihnen. Der  Upstalsboom Weg zeigt auch messbare Erfolge: In der Zufriedenheit der zirka 800 Mitarbeitenden in den zehn Upstalsboom Hotels, zwei Aparthotels und 650 Ferienwohnungen wurde eine Steigerung auf 80 Prozent registriert. Auch bei der Steigerung der Weiterempfehlungsrate bei über 300’000 Gäste gab es ein tolles Resultat von 98 Prozent. Gleichzeitig erwirtschaftete man eine Verdoppelung der Unternehmensumsätze innerhalb von drei Jahren (!), bei überproportionaler Steigerung der Produktivität (von 2013 auf 2014 mit 40 Prozent mehr Ertrag). Ist dies alles machbar mit der „Vision des glücklichen Menschen“?

Die konsequente Umsetzung der „neuen Mitarbeiterführung“, die man eher als Dienstleistung denn als ein Privileg versteht, geht einher mit einem langen Weg voller Erfahrungen. „Unser Weg bietet jedem einzelnen die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln, hat zu einer Entwicklung hin zu selbstorganisierten Teams und zur teilweisen Abschaffung von Positionen im Unternehmen geführt. In unserer täglichen Zusammenarbeit orientieren wir uns an Leitsätzen wie Wertschöpfung durch Wertschätzung“, sagt Marie Koch.

Erreichen will man aber auch, dass die Mitarbeitenden beim Beschreiten des „Upstalsboom-Wegs“ auch Erlebnispädagogisches und Sinnstiftendes erleben. Die Beispiele mit dem Aufbau von Schulen in Ruanda und dem Projekt „Tour des Lebens“ haben die Anwesenden tief beeindruckt. Die „Tour des Lebens“ ist heute ein fester Bestandteil des Ausbildungsprogrammes bei Upstalsboom. „Wir möchten unseren Auszubildenden zeigen, wozu sie in der Lage sind, dass sie über ihren Schatten springen können und ihnen Mut machen“, so Marie Koch.

Negierung des technologischen Fortschritts ist keine Alternative!

Mit den „dunklen Seiten“ des digitalen Alltags beschäftigt sich Katja Rost. 40 Millionen pro Woche. Allein 600 Millionen im vergangenen Monat. Rund 12 Milliarden pro Quartal. Nein, das sind keine Umsatz- oder Verkaufswerte. Diese Zahlen stehen für die Anzahl der Cyberangriffe, die der letzten Zeit auf die IT-Infrastruktur der Bedag Informatik AG in Bern registriert und abgewehrt wurden. «Wir stellen seit zwei bis drei Jahren einen massiven Anstieg an Eindringungsversuchen fest. Die Bedrohungslage hat sich somit deutlich verschärft», berichtet CEO Felix Akeret, der sich erst kürzlich an einer internationalen Konferenz über Cyber-Angriffe mit anderen Fachleuten austauschte. Früher seien die Angriffe im Sinne von Wirtschaftsspionage vor allem von staatlichen Geheimdienstorganisationen gesteuert worden. Heute stehen vermehrt private Akteure dahinter. Cyber-Angriffe – auch auf kleinere und mittelgrosse KMU seien zu einem Big Business geworden.

Hier setzt auch Katja Rost an. Eine ausgewiesene Expertin in diesem Bereich, Soziologin und Privatdozentin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. Die Ausführungen zur Wahrnehmung der Gefahren der Digitalisierung, der Selbsteinschätzung wie man sich den Gefahren aussetzt und zu den Herausforderungen für Unternehmen endeten in folgenden wichtigen Erkenntnissen:

1. Die Negierung des technologischen Fortschritts ist trotz allem keine Alternative und würde dazu führen, dass man künftig im Wettbewerb abgehängt würde.

2. Man solle die neuesten Technologien nicht zu unreflektiert adaptieren.

3. Authentizität ist nach wie vor wichtig – auch bei der Adaptierung neuer Technologien.

4. Prioritäten müssen gesetzt werden bei der Wahl der Kommunikationskanäle.

5. Führungskräfte müssen auch mal „entschleunigen“. Was kann die Organisation tun, damit dies ermöglicht werden kann?

Auch die von Katja Rost vorgetragene Studie zu den prägenden Erfahrungen der Generationen und die Auswertung zur Arbeitshaltung und Nutzung der Kommunikationsmittel von Millennials stiessen auf grosses Interesse.

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