23. April 2021

Die vertrauensvolle Führungskraft: Kontrolle ist manchmal gut, Vertrauen meistens besser

Was tun, wenn zu viele Informationen auf uns einwirken, während uns zu wenige Informationen zur Verfügung stehen - nämlich der Art, der sie uns Orientierung durch diese Überforderung spenden würden? Dazu die Vorstellung Alles alleine können zu müssen, Unsicherheit würde uns in unserer Eignung disqualifizieren. Oft sogar nehmen wir Unsicherheit überhaupt nicht wahr. Nirgends ist Vertrauen so gefragt und wichtig, wie in den Führungsanforderungen - fast nirgends profitieren auch nur annähernd so viele Menschen gleichzeitig von einem wirksamen, effektiven und gesunden Umgang mit Unsicherheit, wie hier!

Von: Francisco Villanueva  

Francisco Villanueva

Francisco Villanueva hat Psychologie studiert, ist Buchautor, Keynotespeaker, Vertrauenscoach und blind, seit er 18 ist. Blindheit ist nicht die Abwesenheit von Sehen, sondern ganz im Gegenteil eine sehr spezielle Art dies zu tun, vor allem wenn es darum geht, Grenzsituationen neu zu bewerten und die eigenen Hindernisse als Weg zum eigenen Ziel zu erkennen. Entscheidend ist dabei Unsicherheiten nicht nur auszuhalten, sondern sie zu nutzen, gar zu genießen. Durch achtsames Vertrauen und radikale Perspektivenwechsel führt er heute europaweit Führungskräfte zu einer neuen Ebene der Motivation, Kommunikation und zu einem radikal neuen Umgang mit der nicht gerade abnehmenden Menge an Informationen.

Ziel, aber kein Weg

Das häufigste Anliegen mehr Vertrauen zu wollen entspringt dem erschrockenen Erkennen zu den eigenen Zielen keinen Bezug mehr zu haben. Die Ziele scheinen unerreichbar oder führen plötzlich zu vollkommener Überforderung. Oft sind sie sogar ganz in Vergessenheit geraten. Der Auftrag ans Vertrauen: Bitte mach mich wieder sicher und entfern die Unsicherheit möglichst ganz aus meinem Leben! Dies ist nicht nur unmöglich, sondern auch das genaue Gegenteil, von dem, was im Vertrauensprozess geschieht. Denn Unsicherheit ist nicht das Problem, sondern der entscheidende Teil der Lösung.

Zeitalter der Unsicherheit

Wir leben in einer Zeit, in der wir immer mehr informiert werden und werden wollen. Wir rücken global zusammen, Hierarchien lösen sich mehr und mehr auf und die Ansprüche steigen - an uns selber, an unsere Kollegen und Mitmenschen, an die Arbeits- und Lebensbedingungen.

Die eigentliche Frage kann also nur sein: Wie gehen wir mit Unsicherheit um? Bzw. tun wir dies überhaupt? Unsicherheit erzeugt Angst und diese führt zu den klassischen „3 Fs“: Fight, Flight and Freeze. Diese genauso eingeschränkten wie verbreiteten Reaktionsmuster führen zu wenig kreativen und eleganten Prozessen, zu keinen guten Ergebnissen und von einem genussvollen arbeiten und leben ganz zu schweigen. Auch sonderlich gesund ist dies nicht – lässt es uns doch auf Dauer zum Beispiel ziemlich und gründlich ausbrennen.

Augen zu und durch! „Habe ich probiert. Geht nicht. Mache ich nie wieder“, höre ich immer wieder, wenn es um Vertrauen geht. Doch ist das wahr? Hast du wirklich vertraut? Oder hast du als es brenzlig wurde die Verantwortung abgegeben und dich dann gewundert nicht anzukommen, wo, wann und wie du es wolltest? Das ist Augen zu und durch - aber doch bitte kein Vertrauen.

Augen auf - Schritt für Schritt. Statt wegzurennen, reinzurennen oder zu gefrieren gilt es zuerst die Unsicherheit wahrzunehmen. Schwierig genug, wird’s dann anspruchsvoller: Wie können wir, vor Allem als Führungskraft, Unsicherheit aushalten? Danach wird es virtuos: Wie können wir Unsicherheit für uns und Andere nutzen? Und zum Schluss, ich gebe es zu, sehr unwahrscheinlich klingend: Wie kann Unsicherheit sogar richtig Spass machen?

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