16. August 2022

Interkulturelle Leadership: Was ist der interkulturelle Führungsstil?

Interkulturelle Leadership

Interkulturelle Leadership ist ein an die neuen Bedürfnisse unserer globalisierten Unternehmenswelt angepasster Führungsstil. Er zeichnet sich vor allem durch überdurchschnittlich hohe Toleranz und weniger Hierarchiegefüge aus.

Von: Connie Voigt  

Connie Voigt

Connie Voigt ist Executive Coach, Studiengangsleiterin des «CAS Intercultural Leadership» an der Fachhochschule Bern, Moderatorin, Buchautorin und Herausgeberin des 2009 bei NZZ Libro erschienen Bandes «Interkulturell führen. Diversity 2.0 als Wettbewerbsvorteil». Sie setzt sich in all diesen Tätigkeiten für die transkulturelle Verständigung in multikulturell organisierten Unternehmen ein. Das Konzept der «Interkulturellen Führung» sieht sie als logische Fortsetzung von Diversity-Programmen. Daraus entwickelte sie den Begriff «Diversity 2.0»®. Die studierte Expertin für Nordamerikastudien (M.A. in U.S.-Medienpolitik und Französisch der Freien Universität Berlin) vereint Laufbahnen als Chefredakteurin des Schweizer Fachmagazins «HR Today», als Kommunikationsleiterin des globalen Konzerns Gate Gourmet International und als Fernsehproduzentin beim ZDF, EBN und MBC (Middle East Broadcasting Corporation) in London.

Der interkultureller Führungsstil ist zudem eine Notwendigkeit, um die mit dem Internet aufgewachsene Generation Y nach ihren Bedürfnissen so zu führen, dass sie nicht nur ihre wert­vollen Inputs gibt, sondern auch den Unternehmen erhalten bleibt. Es genügt nicht mehr, sich mit Diversity-Programmen in Geschäftsberichten als international ausgerichtet zu präsentieren. Es geht vielmehr um eine Art nächste Stufe: die positive Ausschöpfung der Diversity. Und der tatsächlichen Wertschöpfung von Diversität obliegen Offenheit und Respekt für Andersartigkeit, die sich im interkulturellen Führungsstil manifestieren.

Herausforderung 1: Die Millennium-Generation

Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen, die sie auch in ihr Berufsleben tragen. Wer wie heutige Teenager mit dem Laptop schlafen geht, um nachts noch schnell Informationen zu ersurfen, erwartet von seiner Führungsperson naturgegebenen transparenten Umgang mit Informationen. Das Internet hat die Kommunikationsformen unserer Gesellschaft kom­plett durchdemokratisiert: Menschen haben freien Zugang zu x-beliebigen Informationen zu jeder Zeit, aus jedem Winkel der Welt, unzensiert. Die neue Generation erwartet folglich, und vollkom­men durch ihr Unterbewusstsein gesteuert, den gleichen freien Zugang im Berufsleben, unzensiert, direkt ohne Umwege. Nur wenige Wirtschaftskapitäne im reifen Alter sind sich dieser wandelnden Erwartungshaltung bewusst.

Sicht von Jack Welch:

Wie Jack Welch, der vormals langjährige CEO von General Electric, während eines Interviews in Zürich im Frühjahr 2008 so treffend sagte: «Ich kenne sehr viele reifere CEO in den USA, die mir von ihren Erfahrungen mit ihrer jüngsten Generation im Unternehmen erzählen. Sie fühlen sich teilweise überfordert von all den bohrenden Fragen, die ihnen gestellt werden und das ohne Vorankündigung, einfach so im Gang, an der Kaffeemaschine oder sie kommen einfach in ihre Zimmer und hinterfragen alle möglichen Unternehmensentscheide. Zudem erwarten sie eine sofortige allumfassende Antwort. Die meisten Führungspersonen der Generation 50 plus sind überfordert, diese Transparenz in diesem zusätzlich ungeheuren Tempo zu liefern.»

Zugzwang

Im Zuge der demografischen Veränderungen ist jedes Unternehmen auf das Verständnis für die Bedürfnisse seines Nachwuchses noch mehr denn je angewiesen. Zuhauf praktiziertes Hoch­schulmarketing zur Akquise der besten Hochschulabgänger ist nur wirklich dann Erfolg verspre­chend, wenn die Bedürfnisse der Zielgruppe klar sind und das Verständnis für diese Bedürfnisse nicht nur gezeigt, sondern auch gelebt wird.

Herausforderung 2: Engpässe im Führungs- und Fachkräftenachwuchs

Da die so genannte Generation Y den Personalbedarf am Arbeitsmarkt nicht decken wird, sind euro­päische Unternehmen gezwungen, Personal aus bevölkerungsstarken Ländern wie Indien oder China zu rekrutieren. Und es geht nicht nur um die dringende Suche nach Fachkräften. Es werden sich auch im Leadership-Bereich in den meisten europäischen Chefetagen bald Engpässe abzeichnen. Das bedeutet, dass etablierte europäische und amerikanische Unternehmen auf Führungspersonen aus anderen Regionen verstärkt angewiesen sein werden.

7 Coaching-Fragen zur Selbstreflexion:

  • Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit der Nachwuchsgeneration ab Jahrgang 1980 gemacht?
  • Wie hoch schätzen Sie Ihr eigenes Level der Toleranz gegenüber andersartigem Denken und Handeln ein?
  • Bleiben Sie respektvoll gegenüber Anderen bei deren für Sie unorthodoxem Verhalten?
  • Hatten Sie mal einen Nicht-Schweizer Chef oder Chefin? Welche Erfahrungen machten Sie?
  • Verstehen Sie Ihre Kollegen, die Fachkräfte sind, wirklich gut?
  • Wie wichtig ist Ihnen Hierarchie und warum?
  • Sind Ihnen die Bedürfnisse Ihrer Nicht-Schweizer Kolleginnen und Kollegen bekannt?

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