02. April 2024

Blickfenster: So erhöhen Sie die Effizienz von Gesprächen

Blickfenster

Kommunikation ist faszinierend. Wir kommunizieren täglich und haben viel darüber gehört und gelesen. Wir alle sind Alltagskommunikationsprofis. Und doch wissen die meisten nur sehr wenig darüber, was genau geschieht, wenn zwei Personen miteinander reden.

Wir kalibrieren oft und regelmässig

Dank Mikroanalyse von Face-to-Face-Gesprächen wissen wir, dass das, was in Gesprächen geschieht, viel schneller, gemeinsamer und synchroner passiert, als wir es im Sender-Empfänger-Modell erwar­ten würden.

Anstatt zu senden, zu warten und zu empfangen, kalibrieren die Gesprächs partner*innen im Durchschnitt, wie oben beschrieben, alle fünf bis sieben Sekunden miteinander. Sie zeigen einander so in einem dreistufigen Prozess, dass sie ein ausreichendes Verständnis haben, um das Gespräch weiterzuführen.

Wir organisieren unser Gespräch mit Blickfenstern

Kalibrieren findet in einem Gespräch, bei dem sich beide Gesprächs partner*innen sehen, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Nicken, «Mhmms», «Ahas» oder ganz kleinen Zeichen wie zum Bei­spiel einem Blinzeln kombiniert mit einem kaum sichtbaren Nicken statt.

Dabei spielen Blickkontakt, oder noch genauer formuliert Blickfenster, eine entscheidende Rolle. Von einem Blickfenster sprechen wir dann, wenn sich beide Gesprächsgegenüber anschauen und sich ihr Blick trifft. Blickfenster sind etwas, was beide Personen gemeinsam synchron tun.

Personen, die miteinander reden, schauen sich nicht konstant an. Typischerweise schweift der Blick der redenden Person kurz ab, während die zuhörende Person den Blick auf die redende Person richtet. In wiederkehrenden Abständen kommt der Blick der redenden Person zurück. Die beiden Blicke treffen sich, und es entsteht ein kurzes Blickfenster. Meist folgt daraufhin eine Kalibriersequenz:

  • Schritt 1: Die Person, die spricht, kommt mit ihrem Blick zurück. Die Blicke treffen sich.
  • Schritt 2: Die zuhörende Person blinzelt und nickt.
  • Schritt 3: Die redende Person blinzelt und nickt.

Nach dem kurzen Blickfenster löst die sprechende Person vielfach den Blick und spricht weiter. 

Blickfenster erhöhen die Effizienz von Gesprächen

Fehlt das Blickfenster, kann die Kalibriersequenz nicht so effizient stattfinden. Das Gespräch gerät ins Stocken. Dies können Sie gut beobachten, wenn die zuhörende Person abgelenkt ist. Wenn Sie zum Beispiel zuhören und daneben mit Ihrem Mobiltelefon oder Computer beschäftigt sind, dann fehlen in der Regel die rasch wiederkehrenden Blickfenster. Dies führt oftmals dazu, dass die sprechende Person sich vergewissern muss, dass Sie zuhören und das Gesagte gehört und verstanden haben. Sie kann dies durch nachfragen tun, zum Beispiel mit «Weisst du, was ich meine?», «Hast du gehört, was ich gesagt habe?», «Bist du gleicher Meinung?». Oder auch, indem sie wartet, bis Sie Ihren Blick wieder zu ihr richten und die notwendige Kalibriersequenz stattfindet.

Die Kalibriersequenz kann auch ohne Blickfenster stattfinden. Wenn Sie im obigen Beispiel auf Ihren Computer schauen und anstelle des Blickfensters auf Gesagtes mit hörbaren oder sichtbaren Zeichen wie «Mhmm», «Okay» oder einem klaren Nicken kalibrieren, dann kann das Gespräch auch ohne Unterbrechung weitergehen. Allerdings muss dann die sprechende Person auch wiederum hörbar kalibrieren, da Sie sie ja nicht anschauen.

Dies wird nicht so schnell und so effi zient sein, wie wenn Sie mit Blick kontakt kalibrieren. Wenn Sie ein Telefongespräch, bei dem Sie die Person am anderen Ende nicht sehen, mit einem Face-to-Face-Gespräch vergleichen, dann merken Sie, wie unglaublich effizient Sie im direkten (Blick-)Kontakt miteinander reden. Während Sie beim Telefongespräch hörbar kalibrieren und öfter nachfragen müs­sen, ob die Person noch dran ist oder sie verstanden hat und Ähnliches, geschieht dies im direkten Kontakt effi zient mithilfe von Blickfenstern.

Fehlt das Blickfenster zu Beginn des Gesprächs, zum Beispiel wenn eine der beiden Gesprächsper­sonen noch wegschaut, dann ist es oft so, dass die Person, die bereits mit dem Sprechen begonnen hat, unterbricht, bis die andere Person hinschaut und ein Blickfenster entsteht. Wenn der Blick der zuhörenden Person rasch zurückkommt, dann ist es nicht selten so, dass die redende Person nochmals stoppt und mit einem neuen Satz beginnt (vgl. Charles Goodwin, 1981). In beiden Fällen verringert das fehlende Blickfenster zu Beginn die Effizienz des Gesprächs.

Hören Sie aufmerksam zu

Kalibriersequenzen und Blickfenster erhöhen die Effizienz der Gespräche. Sie finden schnell, wieder­kehrend und synchron statt. Und das Faszinierende daran: Wir müssen dies nicht üben. Wir tun dies ganz natürlich dann, wenn wir aufmerksam zuhören. 

Um unsere Website laufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch die Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos