18. August 2023

Unternehmenskultur: Mehr als unausgesprochene Regeln

Unternehmenskultur

Es heisst: «Unternehmenskultur ist das, was Führungskräfte zulassen und zurücklassen.» In jedem Unternehmen gibt es festgeschriebene Regeln, ungeschriebene Gesetze, sichtbare Insignien des Erfolgs, formelle Strukturen und informelle Meinungsführer. Eine Unternehmenskultur beruht auf jenen grundlegenden gemeinsamen Überzeugungen, die das Denken, Handeln und Empfinden der Führungskräfte und Mitarbeiter im Unternehmen massgeblich beeinflussen. Diese gerinnen zu dem, was für das Unternehmen typisch ist und dienen den Führungskräften und Mitarbeitern als eine Art mentale Landkarte für ihr Denken und Handeln.

Funktion der Unternehmenskultur

Alle Unternehmen sind nicht nur rein formelle Arbeitsorganisationen, sondern gleichzeitig immer auch informelle, soziale Gebilde. Diese Sozialsysteme bestimmen wesentlich die Wirkung und damit die Qualität der Organisation nach innen und aussen. Die kulturellen Eigenheiten eines Unterneh­mens werden bereits in der Anfangszeit an neue Mitarbeiter weitergegeben, die in ihrer «Soziali­sierungsphase» lernen, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat, welche Kleidung man trägt und wer üblicherweise neben wem in einer Besprechung oder in der Kantine sitzen darf. Jedes Unternehmen bildet in der Anfangsphase eine spezifische Kultur, die sich nach ca. 3 bis 5 Jahren etabliert.

Die Unternehmenskultur setzt sich zusammen aus allen Verhaltens- und Arbeitsweisen, aus der Art, wie miteinander umgegangen, gearbeitet und kommuniziert wird. Zusätzlich zu den Arbeitsbedin­gungen auch aus dem spezifischen Betriebsklima, der Arbeitszufriedenheit und dem Wohlbefinden der dort arbeitenden Menschen und nicht zuletzt aus dem Führungsstil, der in diesem Unternehmen «gepflegt» wird.

Diese «unausgesprochenen» Regeln, Überzeugungen und Besonderheiten im Unternehmen oder einer Organisation, die das Typische und Spezifische ausmachen, prägen den Stil, den Charakter, die Persönlichkeit, das Profil und die Identität des Unternehmens. Diese Unternehmenskultur setzt sich dabei zusammen aus allen identitäts- und imagebildenden Massnahmen und Elementen eines Unternehmens, wie den merkfähigen Namen, aussergewöhnliche Bilderwelten, markante Logos oder die Gestaltung von Räumen.

Eine Unternehmenskultur wird erst im täglichen Erleben und durch aufmerksames Beobachten greifbar. Sie beinhaltet alle Massnahmen, die das Mit- und Nebeneinander von Mitarbeitern im Unternehmen beeinflussen. Dabei wird die Unternehmenskultur durch

  • die Geschichte des Unternehmens,
  • Unternehmensethik,
  • vorgelebte Normen und Denkhaltungen,
  • individuelle Interessen,
  • bisherige Erfahrungen der Arbeitnehmer und
  • allgemeine Wertevorstellungen

geprägt.

Edgar Schein, einer der Pioniere des Forschungsfeldes der Unternehmenskultur, definiert diese auf der Grundlage von drei Ebenen:

1. Symbolebene: Sprache, Rituale, Kleidung, Umgangsformen (sichtbare Verhaltensweisen)

2. Normen- und Standardebene: Verhaltensrichtlinien, Überzeugungen, Maximen, kollektive Werte, Verbote (teils sichtbar/teils unbewusst)

3. Basisannahmen Ebene: menschliches Wesen, Beziehung zur Natur und anderen, Wahrheit, Wesen menschlicher Beziehungen (unsichtbar/meist unbewusst)

An der Oberfläche, der Symbolebene, liegen die sichtbaren Verhaltensweisen und andere Schöpfun­gen und Erzeugnisse des Unternehmens. Beispiele hierfür sind das gezeigte Kommunikationsverhal­ten mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, Firmenlogo, Gebäude, Büroeinrichtung, verwendete Technologie, das Leitbild, aber auch die Rituale und Mythen der Organisation, wie Begrüssungen oder die Sprache, die für Anwesende beobachtbar sind.

Unter dieser Ebene liegt das Gefühl, wie die Dinge sein sollen, die Normenebene. Werte und Annah­men darüber, worin z.B. günstiges und wünschenswertes Verhalten gegenüber Kunden besteht. Kollektive Werte sind beispielsweise: Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Technikverliebtheit, flexibel, konser­vativ – allesamt Einstellungen, die das Verhalten von Mitarbeitern bestimmen.

Auf der tiefsten Ebene sitzen die Dinge, die als selbstverständlich angenommen werden. Sie sind aus­schlaggebend für die Art und Weise, wie man auf die Umwelt reagiert: Diese Basisannahmen (engl. basic assumptions) werden nicht hinterfragt oder diskutiert. Sie sind so tief im Denken verwurzelt, dass sie von Mitgliedern der Organisation nicht bewusst wahrgenommen werden.

Alle Elemente der Unternehmenskultur ergeben die einzigartige Unternehmenspersönlichkeit eines Unternehmens. Diese beschreibt die Unternehmens- bzw. Markenidentität und äussert sich in der Corporate Identity. Die Corporate Identity dient dazu, sich von der Konkurrenz abzuheben sowie Kunden und Marktteilnehmern eine stärkere Orientierung und Identifikation zu bieten. Eine solche Identifikation schafft Vertrauen und bildet die Basis für langfristige Beziehungen. Das Unternehmen stellt dadurch eine einzigartige Unternehmenspersönlichkeit dar.

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